Fahrtensegeln pur

… klingt eigentlich selbstverständlich, wenn man mit einem Segelboot unterwegs ist. Aber ehrlich gesagt spricht unsere Bilanz der unter Segeln zurückgelegten Seemeilen im Vergleich zu den Motormeilen oft eine andere Sprache.  Insbesondere seit wir im Mittelmeer unterwegs sind. In der Ostsee und auf dem Atlantik sind wir oft 90% der Seemeilen gesegelt. Aber im Mittelmeer mit den ständig wechselnden Winden und Flauten, den durch hohe Berge verursachten Abdeckungen, zB im Lee von Korsika, Motoren wir meistens ebenso viel, wie wir segeln. Das liegt natürlich auch daran, dass wir meistens in einer bestimmten Zeit von A nach B wollen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 Das sollte dieses Frühjahr anders werden: Mitte Mai sind wir von Elba aus gestartet mit 5 Wochen Zeit um wieder in Elba anzukommen. Ein Stopp im Umfeld Olbia/Sardinien um Freunde zu treffen und unsere Kinder aufzunehmen, sowie ein Halt in Bastia/Korsika, unweit von Elba, waren die einzigen Fixpunkte. Ansonsten wollten wir nur unterwegs sein, wenn es Wind gibt und dort bleiben, wo es uns gefällt.

Und siehe da, das kam dabei raus:  jede Menge traumhafte Ankerbuchten, in denen wir zT drei Nächte blieben. Manchmal sahen wir über  eine ganze Woche keinen Hafen.  Der Motor wurde meistens nur für „Anker auf“ oder für die Hafeneinfahrt benutzt. Unsere komplette Segelgarderobe kam zum Einsatz und oft reichten uns auch entschleunigende zwei Knoten Fahrt völlig aus. Der Anker fiel dann halt eine Bucht früher.

So sind wir an vielen schönen Plätzen auch nicht einfach vorbei „gebrettert“, sondern haben in dem, uns eigentlich wohl bekannten Revier von Korsika und Nordsardinien,  herrliche Ecken kennen gelernt. Dank der Vorsaison fand sich auch immer noch ein Plätzchen in Bucht und Hafen für die „Amazing Grace“.

Insbesondere die Westküste Korsikas mit ihren kleinen, hinter hohen Klippen verdecken Buchten, hat es uns angetan. Dem oft vom Golf von Lyon hereinstehenden alten Schwell, begegneten wir erfolgreich mit Bug- und Heckanker.

Besonders schätzen gelernt haben wir auch das Revier südlich von Olbia: längst nicht so überlaufen, wie die Costa Smeralda und landschaftlich mindestens genauso schön, mit vielen Inseln und von jeder Windrichtung geschützten Ankerbuchten.  Der hohe Tafelberg sorgt für ein spannendes, lokales Windsystem. Unsere Lieblingsbucht liegt am Capo Coda Cavallo.

Das Fazit: Dies ist die Art Fahrtensegeln, die wir lieben. Insbesondere, wenn das Revier so viele Möglichkeiten bietet. Man muss halt etwas Zeit mitbringen und auch die Umwelt sowie die Bordkasse werden geschont. Und nebenbei haben wir noch einige nette Segler kennen gelernt.

Es muss nicht immer „Römisch-Katholisch“ sein – ein Credo für die Freiheit des Anlegens!

Ja, im Mittelmeer ist „Römisch-Katholisch“ – Anlegen DER Standard. (Für alle Ostsee Segler: damit ist gemeint, dass mit dem Heck zur Pier festgemacht wird. Am Bug hält dann meist eine Mooringleine oder der eigene Anker das Schiff). Es gibt viele wunderbare Tipps, wie man so perfekt anlegt. Zum Beispiel hier:

https://www.youtube.com/watch?v=HAqHWX6vyT4

Aber es darf kein Dogma sein! Manchmal gibt es einfach Bedingungen, wo die gute Seemannschaft es gebietet, anders anzulegen . Wir segeln seit mehr als 30 Jahren im Mittelmeer.  Wie oft mussten wir erleben, wie selbst erfahrene Crews durch selbst auferlegten Zwang oder durch den vermeintlichen Zwang eines Marineros, oder warum auch immer ihr Schiff und Nachbarlieger in Gefahr brachten, weil die Bedingungen oder der Liegeplatz einfach nicht geeignet für dieses Anlegemanöver waren.

Schauplatz Calvi, Korsika, letzten Herbst: eine SKS-Ausbildungscrew mit acht Personen an Bord läuft in den Hafen ein. 5-7 Bft stehen jetzt direkt auf die Pier, an der wir am Vortag bei noch ruhigen Bedingungen „Römisch-Katholisch“ fest gemacht hatten. Rechts neben uns, zum Ende der Pier waren noch vier Liegeplätze frei. Der Ausbildungsskipper sah sich durch einen hilfsbereiten Franzosen (den er für den Hafemeister hielt), der am Ende der Pier eine Mooring aus dem Wasser geholt hatte genötigt, dort anzulegen. Es kam, wie es kommen musste: beim Aufstoppen an der Pier, bevor ein Festmacher durch den Ring an der Pier gefädelt und klar zum Eindampfen war, hatte der starke auflandige Wind den Bug schon 70° seitlich gedrückt, der Anker drohte sich mitschiffs in unser Seite zu Bohren. Ich blickte beim Abdrücken in die Augen von drei  übernächtigten, nach einer Nacht mit 8 Bft am Cap Corse noch leicht verstörten Segelschülern, die nicht verstanden, warum dies ihnen nicht erspart geblieben war. Der starke, auflandige Wind und ein fehlendes Boot zur Stütze an der Seite hatten dieses Anlegemanöver unmöglich gemacht.

Eine Stunde später der zweite Akt: eine französische Eigner Crew mit sechs erfahrenen Seglern an Bord lief ein. Inzwischen war der junge Marinero wieder von der Beerdigung des Bürgermeisters zurückgekehrt. Er wies dem Skipper, ebenfalls durch Anheben der Mooringleine, einen Platz eine halbe Bootslänge rechts neben uns zu. Der mehrfache Hinweis, dass er bei diesen Bedingungen Unmögliches von dem Skipper verlangte, wurde unwirsch beiseite gewischt. Fünf Minuten später das gleich Bild – mit einer kleinen Variation: der Bug bohrte sich nun in das Segelschulschiff und wir hatten zur Abwechslung mit dem Heck des quer vertriebenen Schiffes zu kämpfen.

Dabei wäre dies alles vermeidbar gewesen. Im Hafen waren noch genügend andere Plätze frei gewesen, wo man – zumindest vorübergehend – hätte anlegen können. Und wenn es auch nur die Tankstelle war, von wo aus  „die Lage in Ruhe gepeilt“ wurde.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden


Wir haben in unserer seglerischen Karriere selbst viele Anlegemanöver „verkorkst“, wo wir vermeintlich gezwungen waren „Römisch-Katholisch“ anzulegen aber es nicht angebracht war. Was haben wir daraus gelernt?

  1. Wir entscheiden, ob der Anlegeplatz bei diesen Bedingungen geeignet ist oder nicht. Kein Marinero oder Stegnachbar macht das für uns.
  2. Gerne lassen wir uns ggfs wutentbrannt anschnauzen, wenn wir, weil es einfacher ist oder wir mehr Ruhe und Privatsphäre wollen, vorwärts in die Lücke fahren.
  3. Bei starkem Seitenwind achten wir, wo immer möglich darauf, dass ein Nachbarschiff im Lee zum avisierten Liegeplatz liegt und steuern diesen Platz direkt an. So vertreibt man nicht quer an den Nachbarn und es gibt keine Schäden. Später können wir uns immer noch, falls nötig, einige paar Meter nach Luv verholen. Da hilft ggfs. die Genua oder auch die Ankerwinsch, wenn die Muskelkraft nicht ausreicht.
  4. Wir nutzen die Mittelklampen. Die Mittelklampen führen im Mittelmeer oft ein mittleres Schattendasein. Dabei ist die Mittelklampe des Nachbarschiffs ggfs. der perfekte „Notnagel“ um ein Quertreiben zu verhindern, bis in Ruhe eine Heckleine im Luv belegt ist. Und so geht´s: Gut Abfendern, mit ausreichend Schwung anfahren, dass man an die Mittelklampe des Nachbarn kommt; den Festmacher einmal rum und auf dem eigenen Schiff belegen; vorsichtig Eindampfen. Das funktioniert vorwärts und „Römisch-Katholisch“ und nimmt bei kleiner Crew eine Menge Stress aus dem Manöver. Voraussetzung ist natürlich, dass der potenzielle Nachbarlieger nicht zu klein ist.

Fazit: Es muss nicht immer „Römisch-Katholisch“ sein. Das gilt beim Anlegen wie beim Glauben. Keine Bootsversicherung wird es interessieren, wenn wir bei der Schadensmeldung angeben: „Ich dachte, ich muss „Römisch-Katholisch“ anlegen“. Es ist für uns als Skipper allein unsere Entscheidung. Es gibt fast immer andere Optionen.

Und übrigens: Wir sind fest davon überzeugt, dass uns auch Gott, wenn wir einst vor ihm stehen werden, nicht fragen wird, ob wir einer bestimmten Kirche angehört haben. Es wird einzig darum gehen, ob wir dem Sohn Gottes, Jesus Christus, vertrauen, dass er unsere Schuld  am Kreuz getragen hat. Wie schon Luther sagte; „allein durch Gnade und allein durch den Glauben….“! 😇

Man könnte wenn man wollte – Korsika im Herbst

„Das war die schrecklichste Nacht meines Lebens“,  rief mir ein Student zu, als wir gemeinsam mit aller Kraft versuchten, den Anker seines Schiffes davon abzuhalten, sich in die Seite der „Amazing Grace“ zu bohren. Er war mit 7 Kameraden auf einem SKS Ausbildungstörn unterwegs und hatte eine Nachtpassage ums Kap Corse hinter sich mit bis zu acht Bft. Eben waren sie im ersehnten Hafen von Calvi angekommen und jetzt auch noch das (mehr dazu in dem bald folgenden Blog Beitrag „Es muss nicht immer „Römisch-Katholisch“ sein).

NEIN, solche Erfahrungen brauchten wir diesmal nicht. Segeln kann herausfordernd und das pure Abenteuer sein. Es kann aber auch Entspannung und  große Erholung sein. Genau danach stand uns jetzt der Sinn! Besonders Ende Oktober, wo das Wetter für einige Überraschungen gut sein kann. Übersetzt hieß das: Buchten statt Häfen und Landausflüge statt Meilen knüppeln, wenn es draußen kachelt. Damit Spaß und Fitness nicht zu kurz kommen, war zum ersten Mal Sylvias neues Stand Up Paddle Board mit dabei.

So startete unser Herbsttörn gleich mit zwei Tagen vor Anker in der Enfola Bucht auf Elba, bevor Sylvias Musikerkollegin Christine zu uns stieß. Christine blieb bei uns bis Saint Florent auf Korsika und hat sich für ihren ersten Segeltörn wirklich super geschlagen.

Zwischen Saint Florent und Ille Rousse liegt das Desert des Agrigates mit herrlichen, einsamen Ankerbuchten, die leider für den Schwell von fernen Stürmen recht offen sind. Lang lebe der Heckanker, der auch bei nächtlicher Flaute den Bug gen Meer hielt und das hässliche, schlafraubende Rollen verhinderte. Die Sonne war gerade untergegangen, das letzte verbliebene kleine Segelboot hatte Anker gelichtet und war aus der Bucht getuckert, da war uns klar, dass wir helfen mussten: kaum 100 Meter weit weg von unserem Boot war der Motor des kleinen Segelbootes in Streik getreten und die zwei Segler an Bord versuchten nun, bei totaler Flaute, das Schiff verzweifelt mit zwei Paddeln frei von den Riffen zu bekommen. Zum Glück war unser E-Aussenborder voll geladen und Henning konnte sie eine Meile in Richtung Wind und Saint Florent schleppen (natürlich mit Handfunke dabei für den Kontakt zum Mutterschiff).

Die zwei Starkwind-Hafentage in Calvi wurden durch herrliche Nächte vor Anker in der Bucht von Calvi eingerahmt. Eine Stunde Wanderung auf den Hausberg mit der Heiligen Statue war dann die Mühe wert. Der Ausblick war atemberaubend. Auch wenn oben von Einsamkeit keine Rede war, weil wir 10 Wagen des französischen Fernsehens mitten im Dreh vorfanden.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden


„Wir nicht“ – war unsere einstimmige Meinung, als alle anderen Segler in Calvi bei etwas ruhigerem Wetter  in Richtung Ajaccio zur Insel-Umrundung aufbrachen.  „Zu viele Meilen bei ggfs ungünstigen Winden, das brauchen wir nicht“ und machten uns auf den Weg zurück zum Cap Corse. Dort wurden wir mit zwei herrlichen Ankerplätzen belohnt, bevor es nach Bastia in den Vieux Port ging. Das ist der beste Platz um angesagten Winden mit bis zu 45 Knoten abzuwettern und Korsika von Land aus besser kennen zu lernen… .

 

Nachtrag von Mai/Juni 2018:Drei Inseln rund – Teil 3: Schön, schöner, am schönsten

Wenn es eine Städtchen auf Sardinien gibt, das es uns angetan hat, dann Castelsardo im Norden. Bei der Annäherung vom Meer sieht man schon von weitem den Fels aus dem Wasser ragen auf dem die von Mauern bewehrte Altstadt den Piraten trutzte – wie gemalt! Der Hafen liegt etwas weiter weg davon, weshalb unser Dingi für die Stadtbesichtigung und den Restaurantbesuch genutzt wurde. Im Stockdunkeln geriet die Rückfahrt zum Abenteuer, denn der Wind hatte gedreht und selbst der halbe Meter Seegang machte unser voll beladenes Beiboot zu einer Schiffschaukel.

Tags drauf war Crewwechsel angesagt: für die nächste Woche begleitete uns unsere jüngste Tochter Marie… und sie brachte aus Deutschland das gute Wetter mit. Tatsächlich verzeichneten wir nach ihrer Ankunft ganze drei Tage ohne Regen… .

Und jetzt kommt’s: Die Westküste Korsikas, die wir gemeinsam besegelten,  ist wirklich der Hammer! Letzten Herbst konnten wir leider wegen ungünstiger West-Winde nur der Küste entlang segeln und in den Häfen von Ajaccio und Bonifacio halt machen. Das sollte jetzt anders werden. Unter dem Gebirge tun sich unzählige Ankerbuchten auf. Und das Beste: fast immer sieht man im Westen die Sonne untergehen. Wild entschlossen kam in schmalen, tief eingeschnittenen Buchten endlich mal wieder unser Bug- und Heckanker zum Einsatz. Fantastische Felsformationen, die zum Beispiel an eine Riesenschildkröte erinnern, rote Felsschluchten, die nicht dramatischer in der Südsee sein können, waren der Reiz. Aber natürlich hat uns der Regen wieder eingeholt… . Trotzdem: es ist so schön da, wir würden dort gerne noch länger rum bummeln!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden


Hafeneinfahrt Bastia, Vieux Port: das letzte mal waren wir im Dezember 2016 bei auflandigem stürmischem Wind dort eingelaufen. Damals war es eine Herzschlageinfahrt gewesen, gefolgt von drei Tagen Gewittersturm. (LINK zum ALTen Beitrag) Jetzt war es einfach nur schön. Wir bekamen wieder fast den gleichen Platz im inneren Hafenbecken. Und genossen das vibrierende Leben: Start eines Rallye Trosses, buntes Markttreiben (korsischer Käse darf nicht fehlen!!), und mit jungen Leuten prall gefüllte Restaurants und Bars. Nur 10 Meter vom Liegeplatz entfernt gaben in einer Bar zwei junge Franzosen bis 01:00 früh ihre Chansons zum besten. Irgendwann geht Nachtruhe dann doch vor Unterhaltung! Deswegen verholten wir uns am nächsten Tag, nachdem wir unsere Tochter auf den Flughafen gebracht hatten, ein paar Meilen südlich zum Ankern – schaukelig aber ruhig!

Auf Elba erwartete uns: … Regen und unbeständige Winde, die uns bei San Andrea ein nächtliches, hektisches „Anker-auf-Manöver“ bescherten. Aber wir haben gelernt uns an jedem Sonnenstrahl zu freuen. Ansonsten genossen wir den Decksalon und hüpften einfach trotzdem ins Wasser! Wärmer als die Ostsee war es allemal!

Unser Fazit aus vier Wochen rund Elba, Korsika und Sardinien: wer Glück mit Wind und Wetter hat und im Süden, Westen und Norden der Inseln etwas in den Buchten bummeln kann, wird kaum ein schöneres Segelrevier finden.

 

 

 

 

 

 

Sardischer Herbst

Die steilen Felsen, auf denen Bonifacio erbaut ist, grüßen noch, wenn man die liebliche Costa Smeralda erreicht hat. Bisher haben wir die gefürchtete Straße von Bonifacio noch nie von ihrer rauen Seite gesehen – und so auch diesmal. Nach wenigen Meilen lagen wir an einer Boje an der Ostküste der Isola Budelli, einer der Inseln, die wie ein dreiblättriges Kleeblatt am Ostausgang der Straße von Bonifacio liegen. Ach wer will denn da schon weitersegeln, wenn man im Maddalena Archipel so herrliche Tage verbummeln kann, das Wasser noch bis zu 24° warm ist… .

Nach ein paar herrlichen Tagen in der wunderschönen Inselwelt ging es dann doch weiter nach Porto Cervo, dem Zentrum des Yachtsports an der Costa Smeralda. Im Herbst geht es dort aber schon recht beschaulich zu. Die meisten Liegeplätze waren Mitte Oktober bereits verwaist. Einzigartig der Hafenmeister: Morgens, fünf vor neun, meldeten wir uns per Funk bei ihm an und er bat uns schon mal, an das Hafenende durchzufahren. Dort angekommen, brauste an uns ein Gummiboot mit 25 Knoten vorbei. Darauf stramm stehend, wie ein Zinnsoldat, den Blick stur geradeaus, die Nase nach oben: der Hafenmeister. Er war so schnell unterwegs, dass er erst beim Hafenausgang bemerkte, dass er an uns vorbei gebraust war. Der Service anschließend war aber exzellent. Und für die 250€ Kaution für den Adapter für die Starkstromanschlüsse der Superyachten kann er ja auch nichts… .

Von Porto Cervo aus brachten wir unsere Tochter Leni und ihren Mann Chris nach Alghero auf den Flughafen. Schade, dass wir es dieses Mal nur auf vier Rädern und nicht auf eigenem Kiel dorthin geschafft hatten. Das historische Städtchen mit den Restaurants auf der Hafenmauer ist es wirklich wert, das nächste mal die Ostküste Sardiniens zu erkunden. Aber man muss ja auch ein Ziel für die nächste Saison haben…

Jetzt ging es erst einmal zu zweit zurück nach Elba – auch wieder schön! Die Amazing Grace bleibt diesen Winter im Wasser. Wir freuen uns auf das Silvestersegeln.

Kissing Corse

Die Liebe zu Korsika ist in uns beiden wachgeküsst!! Die Stippvisite im Frühjahr an der Nordküste hatte uns den Appetit geweckt:

https://sailing-amazing-grace.com/2017/06/korsikas-nordwesten-buchten-vom-allerbesten/

Bei unserem Herbsttörn wollten wir unbedingt mehr vom Westen dieser wilden Mittelmeerinsel entdecken. Aber zuvor war einiges an unserem Schiff zu tun, das unsere handwerklichen Kenntnisse überstieg. Dazu hatte sich extra ein Serviceteam der Siriuswerft aus Plön auf den langen Weg nach Elba gemacht. Vier Tage werkelten die Jungs unter Hochdruck. Dann tauschte die lokale Werft noch die Dieselpumpe am Motor aus, und wir konnten die „Amazing Grace“ fast wie neu wieder ins Wasser setzen.

Mit dabei: unsere Tochter Leni und ihr Mann Chris, die letztes Jahr mit uns in Andalusien auf dem Weg ins Mittelmeer ihre Flitterwochen verbracht haben. Ein guter Tag ging ins Land bis alle Segel angeschlagen, die Einkäufe verstaut und wir auslaufbereit waren. Wie herrlich ist dann die erste Nacht in einer schönen Bucht auf Elba!

Über die Insel Capraia ging es wieder zum Cap Corse, dem nördlichsten Punkt Korsikas, wo wir bei südlichen Winden nochmals ruhig und sicher lagen. Ab dann gab es ein munteres Wechselspiel von herrlichen Buchten, steil aufragenden Klippen, Gebirge sowie wunderschönen, historischen Städtchen. Aber Obacht: ganz schnell kann es auch mal 2-4 Tage blasen – wie auch bei uns. Eine Nacht ankerten wir noch in der Bucht von Calvi, doch dann verholten wir uns flugs für zwei Nächte in den Hafen, Während sich ums Kap schnell drei Meter Welle aus Südwesten aufbaute, erkundeten wir die nähere Umgebung zu Fuß. Richtig gut geschützte Buchten gibt es gar nicht so viele an Korsikas Westküste. Vor allem, wenn noch lange ein guter Meter Schwell aus Westen nachläuft. So machten wir doch große Schläge in Richtung Korsikas Süden. Aber die wilde Küste hat uns Lust darauf gemacht, sie bei günstigeren Verhältnissen zu erkunden.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden


Bonifacio ist immer ein Highlight als letzter Hafen im Süden von Korsika vor dem Sprung nach Sardinien. Fast 20 Meilen lieferten wir uns auf dem Weg dahin mit achterlichem leichten Wind eine kleine Regatta mit einer Gib Sea 51, die Sylvia erfolgreich auf Distanz halten konnte. Henning war zutiefst frustriert als die Crew dann, nur unter Genua, fröhlich winkend an uns im Luv vorbei zog. Die Ehre war erst wieder hergestellt als wir die Auspuffgase rochen und das Kühlwasser austreten sahen.

Die Felsen von Bonifacio, geküsst von der Abendsonne, sind wunderschön. Der Hafen im Fjord und das Städtchen auf den überhängenden Felsen sind eines der schönsten Ecken im Mittelmeer. Leicht getrübt wurde der Aufenthalt nur von einer Chartercrew, die während unseres Landgangs beim missglückten Ablegemanöver unser Dingi am Heck als Fender benutzte, uns unseren Flaggenstock abgebrochen hinterließ und schnöde Fahrerflucht begann. Wenn die wüssten, dass sie von aufmerksamen Nachbarn fotografiert worden sind. Man trifft sich immer zweimal… . Aber davon lassen wir uns Korsika nicht vermiesen.

Korsikas Nordwesten – Buchten vom allerbesten

„Thunderstorms over Corse“, so lautete der Beitrag auf unserem Segelblog letzten Herbst https://sailing-amazing-grace.com/2016/11/thunderstorms-over-corse-das-wilde-korsika/

Drei Tage hielt uns Ende November ein Gewittersturm in Bastia im Nordosten gefangen. Mit gehörigem Respekt starteten wir deshalb Richtung Korsikas Nordwesten, der uns letzten Herbst wegen bis zu 5 Meter hohen Wellen verwehrt geblieben war. Und dann das komplette Kontrastprogramm. Ankerbuchten vom Feinsten und dazwischen nette Hafenstädtchen. Das alles vor der imposanten Kulisse eines z.T. schneebedeckten, bis zu 2.500 m hohen Gebirges.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden


So hangelten wir uns mit meist milden südlichen Winden von Bucht zu Bucht, oder ankerten auf Reede mit ab und an einem Hafenstopp in Saint Florent, L’IIle Rousse oder Calvi. Ein Ort charmanter als der andere.

Einmal klangen vom Nachbarschiff Gitarrenklänge. Sylvia schnappte ihre Fidel und spielte die Melodie mit und kurz darauf saßen vier pensionierte Italiener auf Männertörn bei uns an Bord. Wir hatten den Wein und das Klavier. Sie brachten Vorspeise, Risotto frutti di mare, ein frisches Tiramisu und die Gitarre. Es wurde ein lustiger Abend… .

In das Gebirge führte uns eine Zuckelbahn mit unglaublichen Windungen. Einen ungeplanten Stopp gab´s in einem Tunnel, weil sich Kühe ein schattiges Plätzchen gesucht hatten – ein echtes Kontrastprogramm zum ICE.

Ach ja, der korsische Käse: eine echte Geruchs- und Geschacksbombe. Sylvia traut sich bis heute, ihn nur mit Zewas anzufassen – lecker!

Nach zwei Wochen trauter Zweisamkeit freuen wir uns darauf, die nächsten zwei Wochen mit unseren Kindern zu verbringen.

„Thunderstorms over Corse“ – Das wilde Korsika

„Manchmal vermisse ich die Tide schon etwas“, sagte Henning. Vor kurzem waren wir beim Versuch, in eine Flussmündung einzufahren, die als guter Ankerplatz gepriesen wurde (Hafenhandbuch!), aufgesessen und hatten eine halbe Stunde alle Mühe wieder frei zu kommen, was zum Glück geklappt hat. Mit zwei Kielen ist eben nichts mit krängen, man steht solide! In einem Tidenrevier wären wir dort halt nur bei auflaufendem Wasser reingefahren und bald wieder frei geschwommen. Henning sprang ins Wasser und gab Sylvia die Richtung an beim Vorwärts- und Rückwärtsfahren – uff, nochmal gutgegangen. Später haben wir das dann alles mit dem Dingi erkundet – wäre wohl gleich die bessere Idee gewesen.

Tags zuvor waren wir noch in Bonifacio gelegen. Dramatisch, wie diese Stadt hoch in der Luft, auf unterspült überhängenden Kalkklippen steht. Ebenso spannend ist die Einfahrt in den schluchtartigen Fjord zum Hafen, insbesondere wenn einem eine große Fähre auf den Fersen ist und uns fast in den Hafen schiebt. Für den schweißtreibenden Anstieg zur Oberstadt und auf die Felsen wird man mit unvergesslichen Ausblicken belohnt. Aber in so einem Haus an der unterspülten Felskante wollten wir wirklich nicht wohnen… . Am kompletten Wochenende war niemand vom Hafen zu erreichen. Wir erfuhren von Engländern neben uns, dass freitags um vier der Hammer fallengelassen wird. Wer vor Montag um 9:00 weg ist, muss auch keine Hafengebühren bezahlen – et bien, dann halt nicht.

Leider boten die beiden wunderschönen korsischen Inselchen, Lavezzi und Cavallo, uns keine sicheren, schaukelfreien Ankerplatz. So wurden Porto Vecchio und Solenzara, im Südosten Korsikas, unsere willkommenen unspektakuläre Zwischenstopps auf dem Weg nach Norden. Die berühmten Korkeichenwälder und das Hochgebirge konnten wir bei den tief hängenden Wolken nur erahnen.

Wir wollten schnell weiter, denn es nahte schon wieder ein Tiefdruckgebiet mit stürmischen Winden aus Südost, die dann auf einen Schlag auf Nord, uns auf die Nase, drehen würden. Leider gibt es kaum Häfen und schon gar keine sicheren Ankerbuchten an der Ostküste hoch bis Bastia. Ein weiteres Mal wurden drei verschiedene Wetterprognosen studiert, Seekarten und Hafenpläne gewälzt und gebetet, ob wir losfahren sollten, denn in einem Schlag müßten wir 54 sm hoch nach Bastia und zwar so schnell wie möglich, bevor Wind und Wellen zu stark werden und die Hafeneinfahrt gefährlich oder unmöglich machen. Und so haben wir uns entschieden: Beim ersten Tageslicht ging’s los, zuerst mit Vollzeug und die letzten Meilen nur noch mit ein paar Quadratmeter Vorsegel. Acht Stunden später waren wir in Bastia im „Vieux Port“ angekommen. Alles an helfenden Händen wurde aufgeboten, um uns bei dem Starkwind in den letzten freien Platz im Hafen zu helfen – Fest! Das war ein herausfordernder Ritt. Aber zum Glück haben wir nicht nur eine sehr seetüchtige, sondern auch schnelle Yacht. Fast 7 kn Durchschnittsgeschwindigkeit sind auf einer großen Strecke schon ein Wort – „well done“, Sirius Werft!

„Thunderstorms over Corse“, diese, oft stündliche Warnung vom Wetterfunk bei unseren spätsommerlichen Segeltörns mit der Familie im ligurischen Meer kennen wir noch sehr gut. Und genau solch eine Gewitterfront setzte sich über den Bergen von Bastia fest und tobte sich 24 Stunden über dem alten Hafen aus. Den ganzen Tag wurde es nicht hell. Tiefhängende Wolken, Blitze, Donner, Sturmböen und die über die Mole schlagenden Brecher – eine dramatische Atmosphäre! Im Hafenbecken sammelte sich der Dreck der Stadt… . Wie schön ist es, sicher im Hafen zu liegen wenn es im Rigg pfeift, die Leinen knarren und die Gischt über den Wellenbrecher klatscht. So ähnlich empfinden wir die Geborgenheit bei unserem Schöpfergott, der Wind und Wellen in der Hand hält. Ganz sicher: an so einem Tag ist man im Decksalon und in der Koje am besten aufgehoben; nur keinen Fuß an Land setzen! Der Hafenmeister gab telefonisch Entwarnung bzgl. der üblichen Registrierung des Bootes in der Capitainerie: „ca suffit demain“ – typisch französisch halt. Die nächste Nacht krachte und blitzte es nochmal kräftig. Es war noch schaukeliger und windiger, man könnte fast im Hafen seekrank werden. Ein paar Zusatzleinen wurden ausgebracht und die Mooring nachgezogen und gut war. Die machte bei dieser Aktion leider Bekanntschaft mit unserem Tauschneider an der Welle – ging aber gerade nochmal gut!

Aber irgendwann ist jedes Gewitter vorbei. Und auch Bastia hat bei Sonnenschein ein noch schöneres Gesicht… . Das Kastell und die verwinkelten Gässchen mit einem etwas maroden Charme hatten es uns angetan… und erst die korsische Küche!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Morgen geht´s dann zu unserer letzten Etappe: zu unserer Lieblingsinsel Elba!