Vertraut und doch ganz anders – Balearen im Herbst

Nach sportlichen 75 sm von Ibiza Richtung Osten, mit herrlichem Sternenhimmel und Sonnenaufgang, kamen wir auf Cabrera, nordöstlich von Mallorca, an.

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Die Insel Cabrera war der erste uns bekannte Ort seit Beginn unserer Reise Anfang Mai. Es ist auch mal wieder schön, an einen Ort zu kommen, an dem man sich „auskennt“. Auf Cabrera gibt es einen wunderbaren Naturhafen, in dem Bojen ausgelegt sind. Seit Jahrzehnten ist die ganze Insel als Naturschutzgebiet deklariert. Schon immer war diese Insel hart umkämpft, da man von hier aus prima Mallorca überfallen konnte. Besonders tragisch ist das Schicksal tausender Kriegsgefangener aus den napoleonischen Kriegen, die hier mangels Angelkenntnissen kläglich verhungern mussten. Bei unserem ersten Besuch auf Cabrera vor vielen Jahren, bei Hennings erstem Törn als Skipper, hatte man sich mit den Vorräten verkalkuliert, und Henning und sein Vater ruderten von Boot zu Boot, um etwas Lebensmittel zu erbetteln. Dieses Mal fehlte es uns an nichts und auch die kleine, ehemalige Soldatenkantine, offeriert sogar jetzt leckere Tapas. Natürlich wurde im herrlich klaren und warmen Wasser geschwommen und auch die romantische Burg bestiegen. Dank der Nachsaison, waren auch gerade einmal die Hälfte aller Bojen belegt.

In Sa Rapita, an Mallorcas Südküste, nahmen wir dann unsere langjährige Freundin und Nachbarin Gesine auf, die uns für vier chillige Tage entlang Mallorcas Südostküste begleitete. Dank traumhaftem, spätsommerlichen Wetter lümmelten wir meist vor Anker in schönen Buchten rum und genossen bei kurzen Segelstrecken das klare, warme Wasser, die Gemeinschaft und herrliche Sonnenuntergänge. Mit netten Segelnachbarn verbrachten wir schöne Abende an Bord. Das gehört auch dazu.

Wir sind ja schon einige Male um Mallorca/Menorca gesegelt, aber meist im Frühjahr oder Spätsommer. Immer waren Häfen und Buchten rappelvoll und richtig teuer. Preiswert ist das Revier zwar Anfang November immer noch nicht, aber selbst in den schönsten Buchten und Häfen ist jede Menge Platz und an Land keinerlei Rummel. Außerdem verirrten sich um diese Jahreszeit doch tatsächlich zwei kleinere Thunfische/Bonitos an unsere Angel. Einer durfte wieder weiterschwimmen, der andere landete in der Pfanne. Ach wie gerne hätte Henning noch eine ordentliche Goldmakrele rausgezogen, aber das blieb soweit versagt.

Ein Wort noch zur Angelei: wir sind ja bei Weitem keine Experten und ziehen meistens einfach eine Angelleine mit Tintenfisch oder Wobbler hinterher. Die ersten 2.500 sm haben wir, außer einer kleinen Makrele auf der Nordsee, nichts gefangen und uns schon ernsthaft gefragt, ob wir die falschen Köder dabeihaben oder sonst etwas falsch machen. Ab der Algarve fingen die Kerle dann ab und zu an, zu beißen und zwar auf fast jeden Köder, den wir raushängen hatten, unter Segeln wie unter Motor, mit viel und wenig Leine draußen, mit 5 kn und mit 7 kn Geschwindigkeit. Allerdings nur Bonitos oder Thunfische.

Was ist die Moral von der Geschicht’?

Gibt es keine Fische – beißen sie auch nicht!

Schwimmt ein dummer Fisch vorbei,

ist der Köder einerlei!“

Zurück zu den Balearen: Cala Ratjada war unser östlichster Punkt auf Malle. Wieder zu zweit brachen wir früh auf und erlebten einen herrlichen Segeltag mit Sonnenaufgang. Morgenstund’ hat auf See tatsächlich oft „Gold im Mund“, so wie die Farben leuchten.

In der Bucht von Mahon, Mallorcas geschichtsträchtiger Hauptstadt, gibt es unterhalb der nördlichen Festungsanlage eine romantische, rundum geschützte Ankerbucht. Dort blieben wir die erste Nacht nach der Überfahrt und fuhren tags drauf durch einen kleinen Kanal „per Schleichweg“ nach Mahon ans Ende der Hafenbucht in eine Marina. Mahon ist uns als Stadt sehr sympathisch. Nach Stadtbesichtigung und kleineren Besorgungen wurden fleißig Wetterberichte studiert. Vorbei ist’s mit dem Spätsommer auf den Balearen. Ein Sturmtief nach dem anderen jagt über unser Seegebiet auf dem Weg nach Sardinien. Da brauchen wir für 40 Stunden ein passables Wetterfenster, ohne 9 Bft und 4 m Wellen. So wie es aussieht, ist das heute, Sonntagabend und voraussichtlich laufen wir deshalb heute Nacht aus. Hoffentlich bevor es wieder kachelt – es bleibt spannend.

 

 

 

Auf zu den Balearen – gewidmet Steuerfrau „Rayma“

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Für viele Segler bekommt das Schiff, auf dem sie leben, mit der Zeit persönliche Züge. Besonders unter Angelsachen. Denn für sie ist ihr Boot kein „it“ sondern eine „she“, eine weibliche Person. Wir haben ein besonderes Verhältnis zu „Rayma“ – unserer Autopilotin der Firma Raymarine. Auf dem Weg zu den Balearen haben wir „Rayma“ wieder sehr geschätzt, da wir oft von Sonnenaufgang bis Untergang unterwegs waren und nach Formentera sogar in der Nacht losgefahren sind. „Rayma“ befreit uns von der Sklaverei des Rudergehens, ist eine elektrische Autopilotin und hält bei fast jedem Wind und Wetter das Schiff treu auf Kurs. Von unseren, seit Mai 3.356 sm, hat sie uns bestimmt 2.700 gesteuert. „Rayma“ bekommt von uns, nach „Anker auf“, Wegepunkte, die sie dann zuverlässig ansteuert und die Crew muss nur noch die Segel stellen, Ausguck halten und kontrollieren. „Rayma“ ist auch klug und lernt mit der Zeit, sich auf Wind und Seegangsverhältnisse einzustellen. Sogar „Schmetterling- Fahrt“ hat sie uns stundenlang brav gesteuert. Sie ist genügsam und saugt aus unserer Batterie 3-4 amp/h, die wir 2 Tage lang locker wegstecken oder durch die Solarpanelen auffüllen. „Rayma“ ist, wie ein zusätzliches Crewmitglied, ein Sicherheitsfaktor, weil wir die Hände für andere Dinge frei haben, während das Schiff auf Kurs bleibt. Natürlich kann man dann auch mehr Angeln, Kochen, Lesen … .

Aber zurück zur Reise: Unsere Motorreparatur hatte uns mal wieder vier Tage in Cartagena festgehalten. Wie immer versuchten wir, das Beste aus dem Aufenthalt zu machen, bis die Ersatzteile eintrafen. Und die Stadt hat zum Glück einiges zu bieten. „Karthago Nova“ wurde die wichtige Handelsstadt genannt. Um die Spuren der Phönizier, Karthagener, Römer, Byzantiner, Mauren etc auszugraben, werden ganze Stadtteile umgesiedelt. Besonders eindrucksvoll das Amphitheater, umrahmt von Häuserfassaden und teilweise in eine byzantinische Kirche integriert.

Mit Julie und Martin, den englischen Helfern, die unseren Motor zu starten halfen, verbrachten wir nette Abende, insbesondere in einer der hervorragenden Tapas Bars. Schön war auch ein weiteres Treffen mit „Elida“ dem schwedischen Missionsschiff, das zu einem Hafenkonzert hier festmachte.

Wenn die Costa del Sol wegen den Folien-Plantagen auf weiten Strecken den Namen „Costa del Plastik“ verdient, so kann man der Costa Blanca auch guten Gewissens den Namen „Costa de blanker Beton“ geben. Weite Teile der Küste sind von Hochhäusern und Bettenburgen gesäumt. Benidorm, verdient, von See aus gesehen, zweifellos den Namen „Manhattan Spaniens“. Auf dem Weg nach Norden erlebten wir nördlich von Benidorm in einer Bucht eine der schrecklichsten Schaukelnächte vor Anker – von wegen Romantik: nach Einbruch der Dunkelheit suchten sich die Wellen einen Weg ums Kap und 12 Stunden rollte unser Schiff wie in schwerer See; an Schlaf nicht zu denken, ggfs minutenweise, wenn man alle vier weit von sich streckt um nicht wegzurollen … . Hätten wir doch bloß woanders mit Heckleine geankert. Völlig gerädert half am Morgen nur ein Sprung ins, immerhin noch 24°C warme, Wasser bevor es nach Calpe ging. Calpe sollte unser letzter Hafen am Festland Spaniens sein. Dort wollten wir tanken und unseren Freund Charles treffen, der mit seiner „Ariel“ mit uns die Biskaya überquert hatte.

Calpe wird von einem beeindruckenden Felsen überragt, hat eine sehr gute Marina und eine sehenswerte Fischauktion. Ansonsten – Bettenburgen. Wir wurden zu einem üppigen Familienlunch zu den spanischen Verwandten von Charles eingeladen. Noch 24h Stunden später waren wir satt. So ein „Land und Leute kennen lernen“ ist ein wesentlicher Teil des Fahrtensegelns.

Vor unserer 70 sm Überfahrt nach Formentera, der südlichsten Baleareninsel, musste unser Schiff erst einmal von Bergen von Saharastaub gereinigt werden. Ein Regen mit Südwind hatte diesen als Gruß aus Afrika abgeladen. Wir brachen dort in der Nacht auf, weil wir bei dieser langen Überfahrt gerne bei Tageslicht auf Formentera ankommen wollten. „Rayma“ tat wieder hervorragende Dienste, als der Wind mit 4-5 Bft aus günstigem Winkel unsere „Amazing Grace“ nach Formentera fliegen lies. 6,5 kn Schnitt, dank einem tollen Riss der Siruswerft … und „Rayma“.

Gestern lagen wir in einer karibisch anmutenden Bucht vor Anker. Heute sind wir auf der Partyinsel Ibiza im Haupthafen und lassen mal wieder den Motor reparieren (weiterer Ölverlust). Heute Nacht geht es weiter nach Cabrera, dann die nächsten Tage nach Mallorca und Menorca. Dort warten wir einen günstigen Zeitpunkt ab, möglichst ohne Herbststürme, um in einem Rutsch nach Sardinien zu segeln.

Von Malaga bis Aguilas – und vom Nutzen der Bordapotheke

Den Schlechtwetterstopp in Marbella nutzten wir zu einem Landausflug nach Malaga, weil wir mit der Amazing Grace nicht den Hafen anlaufen konnten. Im Hafen lag allerdings die „Elida“. Ein ca 30 m langes, hochmodernes, sportliches, schwedisches Segelschiff, das von Christen für Konfirmandenfreizeiten und Missionseinsätze an der Küste genutzt wird. Der freundliche Skipper gab uns eine kleine Führung durch sein Schiff. (www.elida.se)

Malaga ist, im Gegensatz zu Marbella, absolut sehenswert. Über der Stadt thront das auf die Römer zurückgehende Kastell. Uns zog es diesmal nicht schon wieder in eine Kathedrale, sondern ins Picasso Museum. Eine eindrucksvolle Sammlung dokumentiert alle Schaffensperioden des berühmten Künstlers, der in Malaga geboren wurde und bis ins hohe Alter voller Schaffenskraft blieb (mit über 90 Jahren). Zur Stärkung fanden wir ein wunderschönes Terassen-Restaurant, in dem das Leben brummte: „El Pimpi“. Selbst ein sintflutartiger Regenschauer konnte den Betrieb nicht stoppen. Erst später fanden wir heraus, dass es das traditionsreichste Restaurant Malagas war. Alle Promis waren hier bereits eingekehrt. Natürlich wurde auch getestet, ob es in Malaga das beste „Malagaeis“ gibt. Ergebnis: na ja…. .

Zwei Tage später verabschiedeten wir unsere Gäste Leni, Chris und Felix von der mondänen Marina Benalmadena und machten uns auf den Weg nach Osten, entlang der Costa del Sol. Eigentlich könnte man sie auch „Costa del Plasikplanen“ nennen. Weite Teile der, ansonsten herrlichen Küste, sind mit Plastikplanen bedeckt, wo unter dem Schutz der Sierra Nevada ganzjährig Obst und Gemüse für die Märkte Europas reift. Wir wollten Strecke machen, da auch hier der Herbst naht und setzten, bei flauen Winden, primär unser eisernes Segel ein. Zwei herrliche Ankerbuchten, unter anderem direkt unterhalb des Cabo de Gata, das die Costa del Sol von der Costa Blanca trennt, waren den Preis von Schwell und Schaukelei in der Nacht wert. Sternenklare Nächte und fast tagheller Vollmond sind der Lohn, wenn man nachts ab und an nicht schlafen kann. Bei Aguilas, unserem letzten Stopp vor Cartagena, war unsere Bucht leider durch Fischernetze versperrt. Wir fanden dann aber nach Sonnenuntergang zum Glück im Hafenbecken noch ein schaukeliges Ankerplätzchen …

Ach ja, die Bordapotheke: nach unserem „Medizin an Bord“ Seminar hatten wir uns mit ärztlichem Rat und der wertvollen Unterstützung der Chefin der Mannheimer Kalmit Apotheke eine umfangreiche Bordapotheke zusammengestellt. Bis vor zwei Wochen hatten wir uns schon gefreut, dass, bis auf ab und an ein Mittel gegen Seekrankheit und Kopfschmerzen, wir bis jetzt kaum etwas gebraucht hatten. Doch dann kam bei unseren Gästen das volle Magen/Darm Programm (.. als letztes Mittel Injektion des Medikaments), danach Antibiotika gegen Angina zum Einsatz. Die nassen Füße beim Regenspaziergang durch Marbella waren wohl Schuld. Zu guter Letzt zog sich Sylvia noch beim Meloneschneiden eine tiefe Schnittwunde zu. Zum Glück hatten wir was zum Klammern, sonst hätte Rettungssanitäterin Leni noch nähen dürfen. Geigerhände müssen bald wieder fit sein… .

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Und der Motor? Der ließ sich kurz nach Aguilas, mitten auf dem Meer bei Totenflaute einfach nicht mehr  starten!!!  Wir haben ja schon einiges mit der Maschine erlebt, aber das hatten wir auch noch nicht! Von der Strömung wurden wir wieder zurückgetrieben. Zum Glück kam bald ein Katamaran in der Nähe vorbei, den wir ranwinken konnten. Der kam längsseits und das Paar half uns bei der Fehlersuche. Nach einer Stunde konnten wir den Motor mit einem Überbrückungskabel wieder starten – Gott sei Dank! Da war wohl ein Kurzschluss und das Relay durchgebrannt. Wie dankbar waren wir für die Hilfe. Kurz zuvor hatten wir noch in unserer Andacht Psalm 72 gelesen: „Denn er rettet den Wehrlosen, der um Hilfe fleht; den Schwachen, dem jeder andere seine Unterstützung versagt“. Daran durften wir während dieser Zeit denken als die „Retter“ kamen und gut, dass das nicht bei auflandigem Wind vor einer Felsenküste passiert ist … .

In Cartagena wollen wir einen Sightseeingstopp machen und uns ansonsten zügig in Richtung der Balearen begeben, um von dort auf ein gutes Wetterfenster für den mehrtägigen Schlag nach Sardinen zu warten. Der „Löwengolf“ trägt seinen Namen nicht zum Spaß… .

 

 

Gibraltar wir kommen – ab ins Mittelmeer!

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„…und hast Du keine Mittel mehr, dann fährst Du halt ins Mittelmeer“. Leider ist es gerade umgekehrt: Im Mittelmeer sind wir inzwischen angekommen, aber die erste Marina, die wir dort anlaufen wollten, bot für unser Schiffchen 100€ für eine Nacht. Wir haben zwar zum Glück noch ein paar Mittel, aber das fanden wir dann doch unverschämt und sind dankend zehn Meilen weiter nach Marbella gesegelt, wo zu unserer Überraschung der Liegeplatz für 15 € zu haben war – fair!

Auf dem Weg ins Mittelmeer liegt von Westen kommend die Straße von Gibraltar. Da müssen alle durch! Dort wimmelt es von historischen Stätten und Schiffswracks, wie Trafalgar und Gibraltar. Trafalgar ist vor allem berühmt, weil dort Lord Nelson der spanischen Armada eine vernichtende Niederlage zugefügt hatte. Unter Seglern ist das Kap noch heute gefürchtet wegen gefährlichen Strömungen, „Overfalls“ und Sturmböen. Drei Tage vor unserer Durchfahrt wurde dort ein erfahrener Regattasegler zweimal mit seiner Yacht platt aufs Wasser gedrückt. Als wir dort passierten waren die Bedingungen moderat und unser Leichtwindsegel trug uns die meisten Meilen bis nach Tarifa, dem südlichsten Punkt Europas. Da das im Mittelmeer verdunstende Wasser aus dem Atlantik nachgesaugt wird, zog uns – in Verbindung mit der Tide- ein kräftiger Strom Richtung Gibraltar.

Schon von Weitem erkennt man den bekannten Felsen, der auf einer Halbinsel aus dem Wasser ragt. Davor ankern unzählige Frachter, zusätzlich brausen mit 35 Knoten Schnellfähren nach Afrika – Slalomfahren bis zur Marina war angesagt.

In der Queensway Quay Marina lagen wir fünf Minuten unterhalb der Mainstreet, wo wir Duty free unsere Bestände an Wein und Gin auffüllen konnten – Yieppiehh!! Ansonsten fühlt man sich wie nach England versetzt – mitten in Spanien.

Am zweiten Tag ging es mit Chris, Leni und dem neuen Crewmitglied Felix 450 m hoch auf den berühmten Felsen per Seilbahn. Dort wurden wir gleich von den berühmten Berberaffen begrüßt. Eine unglaubliche Sicht über die Bucht von Gibraltar und fast hundert Kilometer der afrikanischen Küste taten sich auf. Aber auch unter der Erde ist Beeindruckendes: St Michals Cave, eine Tropfsteinhöhle mit einem riesigen Raum wie eine Kathedrale, in die ein Theater eingebaut ist. Insgesamt ist der Felsen von 40 Meilen Tunnels durchzogen, die zuerst bei der Belagerung Gibraltars 1782 und während des zweiten Weltkriegs gegraben wurden.

Mit den ersten Ausläufern eines Sturmtiefs mit kräftigem Westwind machten wir uns auf nach Osten. Nach einer 37 sm-Reise mit fast 7 Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit hauten wir dann in Marbella die Bremse rein … und dann kam der Regen, der erste nach drei Monaten. Wir hatten uns schon dran gewöhnt, unser Schiff immer von Hand zu waschen!

 

 

 

Andalusien – Tradition und Leidenschaft

Fahrtensegeln ohne einen Eindruck von Land und Leuten zu bekommen ist nicht unser Ding. Und besonders, wenn man sich an der Küste Andalusiens rumtreibt, die so viel zu bieten hat. Deshalb: auf nach Cadiz und Sevilla! Dazu kam auch das frisch gebackene Ehepaar, Chris und Leni, mit an Bord – quasi als Hochzeitsreise. Cadiz war unser Ausgangshafen. Natürlich hätte man auch zwei bis drei Tage den Fluss nach Sevilla mit dem Schiff hoch- und runterfahren können, aber wir entschieden uns für einen Mietwagen – mussten wir auch sowieso mal wieder einen Großeinkauf tätigen.

So ein schönes Hotel ist auch eine nette Abwechslung. Sevilla ist wirklich eine wunderschöne Stadt: die drittgrößte Kathedrale Europas, Paläste, Gärten, verträumte Gassen, Restaurants und natürlich überall der Flamenco… . Gipsy Flamenco hatte es uns angetan und der war echt inspirierend (wie der Video zeigt). Weniger inspirierend war die Lebensmittelvergiftung mit der sich Leni noch so eben an Bord rettete, bevor das Drama seinen Lauf nahm… . Bei der Bordapotheke zog „Schwester Sylvia“ alle Register. Zum Glück hatten wir bei unserem „Medizin – an – Bord – Seminar“ auch gelernt, wie man ein Medikament injiziert, wenn nichts mehr drin bleibt. So ging es Leni dann auch bald wieder besser.

Cadiz hatte zwar eine etwas seelenlose Marina, aber die Altstadt lag direkt in der Nähe. Weit weniger touristisch als Sevilla, aber echt sympathisch und die Kathedrale viel weniger überladen, dafür beeindruckend durch Form und Stil. Natürlich ging´s auch da auf den Turm mit einer beeindruckenden Sicht. Nach Ladenschluss stolperten wir dennoch in ein Geschäft (der Verkäufer witterte einen guten Umsatz), in dem wir Sherry direkt aus dem Fass degustieren konnten. Fast alle Fässer wurden durchgetestet und jetzt fahren wir vier Liter (heute nur noch 3,5) leckeren Sherry mit uns herum.

Irgendwann ist dann aber auch gut mit dem Landleben. Kurz vor dem Ablegen besuchten uns noch Bettina, eine langjährige Kollegin von Henning und ihr Mann. Auf dem Weg Richtung Gibraltar liegt  die Lagune von Sancti Petri. Die wollten wir noch unbedingt mitnehmen. Vor dem Ankerplatz musste aber ersteinmal zwischen hunderten Bojenliegern Slalom gefahren werden. Wir waren uns einig: keine Marina kommt an einen schönen Ankerplatz heran! Trotzdem: noch im Morgengrauen geht es auf in Richtung Gibraltar. Nun liegen wir in Barbate und Chris sorgt für unser Abendessen…drei schöne Fische sind schon gefangen!!!

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Die Rias, Landgänge, Pontevedra…

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Damit Ihr nicht immer nur Wasser seht, wollten wir Euch auch an unseren wunderschönen Landgängen teilhaben lassen. Von Combarro aus nahmen wir ein Taxi nach Pontevedra und erkundeten diese schöne Stadt an dem Fluß Lerez. Für unseren Landgang haben sich Straßenkünstler ganz schön viel einfallen lassen…nach ein paar Tagen Combarro, hatten wir echt wieder Lust zu segeln, also brachte uns Amazing Grace in die nächste Ria, die Rio de Vigo. Vigo selber ließen wir „links liegen“ und ankerten in einer sehr schönen Bucht gegenüber. Vorgestern ging es nach einem gemütlichen Strandspaziergang durch Sand und Pinien weiter nach Baiona.

Diese Bucht und Stadt haben es uns ebenfalls angetan. Wir lagen sehr geschützt in der Marina Club Nautico Real. Bei einer sensationellen Abendstimmung liefen wir rund um die Festung und kehrten in einem sehr netten Fischrestaurant ein. Dort wurden endlich mal die – für Galizien sehr bekannten – Entenmuscheln ( die eigentlich keine Muscheln sondern Krebse sind) gekostet…. aber nur von den mutigen Männern, die jedoch auch sehr begeistert davon waren. Diese Muscheln werden meist in der gefährlichen Dünung des Atlantik in der Brandung geerntet, oft unter Lebensgefahr…

 

Gestern sind wir dann nach einem 50 sm Schlag in Portugal angekommen! Wir schauten uns abends natürlich Novoa de Varzim noch an. Bemerkenswert: die alten Häuser mit den unterschiedlichsten bunten Kacheln verziert… Kunstwerke!

 

 

Galizien – die Rias sind wunderbar- habe Film neu (15.08.) geändert, hoffe es funktioniert so…

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Ohhhhh, diese Rias, welch willkommene Unterbrechung nach den langen Seestrecken auf dem Atlantik. Sechs fjordartige Einbuchtungen, oft geschützt durch vorgelagerte Inseln, gespeist von Flüssen und Bächen bilden eine Landschaft, wie gemacht für „Seezigeuner“ wie wir es sind. Dort wollten wir  so richtig bummeln, Land und Leute genießen und vielleicht sogar mal baden, falls dort der Atlantik etwas wärmer sein sollte. Um von einer Ria zur anderen zu kommen, muss man kurz auf den raueren Atlantik raus, bevor man wieder in geschützte Gewässer kommt.
Die nördlicheren drei Rias sind noch deutlich kühler, aber auch weniger touristisch als die südlichen Rias. Hier kam unser Anker richtig zum Einsatz, denn die Tage und Nächte verbrachten wir meistens in geschützten Buchten. Ganz typisch sind dort die Vivierros, die Muschelzuchtanlagen, die 90% der spanischen Muschelproduktion erbringen und für frischeste Meeresfrüchte sorgen – lecker!

Und tatsächlich: die Wassertemperaturen stiegen von 15° auf mittlerweile 20°, wo sogar die Männer reingehen… .

So, jetzt nochmal eine andere Version des Filmes, ich hoffe, Ihr könnt ihn alle anschauen:
…und noch ein paar Bilder:

 

Costa del Morte- der Name ist Programm

Die Todesküste wurde ihrem Namen wirklich gerecht: zu den unzähligen Wracks, die die Küste säumen, gesellen sich nun noch unzählige Leichen an Bord der Amazing Grace dazu. Doch von vorne: beim Morgengrauen verließen wir nach 9 Tagen La Coruna mit Hartmut und Beate an Bord, unsere Freunde seit Studentenzeiten, die am Vorabend angekommen waren. Als sportlichen Einstieg hatten wir einen 50 sm Schlag mit der Umrundung mehrer Kaps geplant (unsere Gäste werden immer so begrüßt: zwischen 4:00 und 6:00 aufstehen und dann gleich 50 – 85 sm, nur zur Warnung). Da uns nach 9 Tagen im Hafen auch die Seebeine ausgewachsen waren, wurde an die Crew großzügig eine Runde Vomex A gegen die Seekrankheit ausgegeben und das war auch nötig bei den Atlantikwellen. Die Wirkung blieb nicht aus und manch einer erlebte die ganze Reise im Dämmerschlaf. 10 – 15 Minuten spielte eine Delphinschule an unserem Bug. In Canmarinas fiel unser Anker neben Jens, unserem Freund aus Berlin, den wir in La Coruna kennengelernt hatten.

Am Sonntag wurde dann das „Ende der Erde“ umrundet – Capo Finisterre, wie die Römer es nannten. 600 englische Seekadetten hatten dort vor 150 Jahren in einem Sturm ihr Leben gelassen. Wir kamen bei 6 Bft ganz gut rum in eine wunderschöne Ankerbucht. An diesem Kap endet auch der Jakobsweg, vielleicht hat sich dort jemand über unser Segel mit Johannes 3, 16 gefreut.

Todesmutig sprangen die zwei Damen an Bord ins 15 Grad kalte Wasser und wurden zur Belohnung nach diesem Fatburner abends mit dem Dingi an Land gebracht um sich mit uns die Meeresfrüchte einzuverleiben – hammerlecker die Küche und die Weine hier.

In der Nacht wurde unser Schiff von Fliegen überfallen. Sylvia und Beate lebten ihren Killerinstinkt voll aus und gesellten den vielen Wracks und Leichen an der Küste noch mindestens 200 tote Fliegen dazu.

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Nochmal kommt es anders und zweitens als man denkt!

 

Wenn der Stecker für den Landstrom Spinnenweben angesetzt hat, ist es höchste Zeit wieder abzulegen. „Hafenfäule“ nennt man diese Krankheit. Wir hatten die Tage zuvor für kleinere Reparaturen, Einkäufe und Erkundungen genutzt. Außerdem gab es einige Wehwehchen zum Auskurieren.Spinnenweben gab es, als wir Donnerstag früh um 7:00 den Stecker zogen, um von La Coruna südwärts in die erste Ria aufzubrechen. Denkste! Kaum waren wir aus dem Hafen raus und zogen das Großsegel hoch, machte es „Peng“, das Großsegel sauste wieder herunter und das nagelneue Großfall (Leine, die das Segel hochzieht, heißt „Fall“ weil es in den Mast fallen kann ;))verabschiedete sich in den Mast und ward nimmer gesehen – Olé! Das Fall war ein paar Tage zuvor in La Coruna von zwei Experten getauscht und mit einem „unkaputtbaren Knoten“ befestigt worden. Also zurück – marsch – marsch wieder in den Hafen und die „Experten“ aus dem Bett geklingelt. Vier Stunden später waren beide tatsächlich da und bemühten sich bis spät abends das Fall aus dem 20 Meter hohen Mast zu fischen – mit Erfolg! Den Knoten habe ich dann doch lieber selber gemacht… .

Das war’s dann erst einmal mit „Raus auf den Atlantik“. Wir entschlossen uns dann gleich bis Samstag zu bleiben und mit unseren Freunden Hartmut und Beate von hier aus um die Kaps zu segeln.

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Wir lieben Galizien …

Wahrscheinlich war das der falsche Einstieg: gleich nach den durchwachten Nächten auf der Biskaya empfing uns La Coruna mit einem Fest, welches eine ganze Woche die Altstadt auf den Beinen hielt. Nach dem einsamen Atlantik eine willkommene Abwechslung. Zwei Abende wurde mit unseren Freunden von der Ariel bis in die Frühe gefeiert, bevor es in die Koje ging. Das bunte Treiben, die Lebensfreude und die vielen Stände waren einfach ansteckend. Dass Schotten und Galizier die gleichen keltischen Vorfahren haben merkt man auch an den Musikinstrumenten, wenngleich diese hier deutlich lebendiger gespielt werden. Offen gesagt: Galizien hat es uns vom ersten Tag an angetan. Das milde Klima, die freundlichen Menschen, die tolle Küste und das unglaublich gute und günstige Essen.

Nach unserem unsteten Lebenswandel war der Wunsch nach Entspannung doch groß. Zudem ging der erste Tag nach unserer Ankunft mit harter Arbeit am Schiff komplett drauf: Boot von der Salzkruste befreien, Dingi aus der Backskiste befreien und einsatzbereit machen, Boot putzen, Wäsche waschen, Großfall tauschen etc. .

Santiago di Compostela, die Pilgerhochburg am Jakobsweg, war das nächste Ziel. Wir pilgerten dort primär hin, weil wir Chris auf den Flughafen brachten. Aber vorher mischten wir uns noch unter die Pilgerschar und ließen uns von Kathedrale und Altstadt beeindrucken. Und weil wir eh einen Mietwagen hatten, ging es zurück entlang der wilden Küste mit den wunderschönen „Rias“, ein kleiner Vorgeschmack auf unser Segelrevier der nächsten Wochen.

Ansonsten genießen wir die chilligeren Hafentage sehr, irgendwie braucht´s das auch mal, die Törnplanung für die nächsten Wochen kann noch warten. Wir haben nette Nachbarn, die wir gestern auf Drinks und Musik an Bord einluden. Das ist oft ein buntes internationales Völkchen, Charles und Sue aus USA, Bill aus Southhampton und Jens aus Berlin. Auf einmal ein Schrei: „Dolphins, right here“ rief Sue. Direkt an unserem Heck pflügten drei Delphine durchs glasklare Hafenwasser auf der Jagd nach fetten Hafenfischen und tauchten unter dem Nachbarschiff ab.

Am nächsten Morgen weckten uns hunderte von Schwimmern, die an gleicher Stelle aufs Meer rausschwammen und wieder zurück – ganz schön mutig! Naja, vielleicht werden wir morgen mit den Rädern auch mal zu einem Strand fahren und das erste Bad im Atlantik wagen… .

Wenn der Wind etwas abflaut geht’s vielleicht am Donnerstag weiter Richtung Cap Finistere, dem westlichsten Punkt Festland-Europas. Im Moment pfeift es da mit  40 Knoten Wind.

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