Auf zu den Balearen – gewidmet Steuerfrau „Rayma“

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Für viele Segler bekommt das Schiff, auf dem sie leben, mit der Zeit persönliche Züge. Besonders unter Angelsachen. Denn für sie ist ihr Boot kein „it“ sondern eine „she“, eine weibliche Person. Wir haben ein besonderes Verhältnis zu „Rayma“ – unserer Autopilotin der Firma Raymarine. Auf dem Weg zu den Balearen haben wir „Rayma“ wieder sehr geschätzt, da wir oft von Sonnenaufgang bis Untergang unterwegs waren und nach Formentera sogar in der Nacht losgefahren sind. „Rayma“ befreit uns von der Sklaverei des Rudergehens, ist eine elektrische Autopilotin und hält bei fast jedem Wind und Wetter das Schiff treu auf Kurs. Von unseren, seit Mai 3.356 sm, hat sie uns bestimmt 2.700 gesteuert. „Rayma“ bekommt von uns, nach „Anker auf“, Wegepunkte, die sie dann zuverlässig ansteuert und die Crew muss nur noch die Segel stellen, Ausguck halten und kontrollieren. „Rayma“ ist auch klug und lernt mit der Zeit, sich auf Wind und Seegangsverhältnisse einzustellen. Sogar „Schmetterling- Fahrt“ hat sie uns stundenlang brav gesteuert. Sie ist genügsam und saugt aus unserer Batterie 3-4 amp/h, die wir 2 Tage lang locker wegstecken oder durch die Solarpanelen auffüllen. „Rayma“ ist, wie ein zusätzliches Crewmitglied, ein Sicherheitsfaktor, weil wir die Hände für andere Dinge frei haben, während das Schiff auf Kurs bleibt. Natürlich kann man dann auch mehr Angeln, Kochen, Lesen … .

Aber zurück zur Reise: Unsere Motorreparatur hatte uns mal wieder vier Tage in Cartagena festgehalten. Wie immer versuchten wir, das Beste aus dem Aufenthalt zu machen, bis die Ersatzteile eintrafen. Und die Stadt hat zum Glück einiges zu bieten. „Karthago Nova“ wurde die wichtige Handelsstadt genannt. Um die Spuren der Phönizier, Karthagener, Römer, Byzantiner, Mauren etc auszugraben, werden ganze Stadtteile umgesiedelt. Besonders eindrucksvoll das Amphitheater, umrahmt von Häuserfassaden und teilweise in eine byzantinische Kirche integriert.

Mit Julie und Martin, den englischen Helfern, die unseren Motor zu starten halfen, verbrachten wir nette Abende, insbesondere in einer der hervorragenden Tapas Bars. Schön war auch ein weiteres Treffen mit „Elida“ dem schwedischen Missionsschiff, das zu einem Hafenkonzert hier festmachte.

Wenn die Costa del Sol wegen den Folien-Plantagen auf weiten Strecken den Namen „Costa del Plastik“ verdient, so kann man der Costa Blanca auch guten Gewissens den Namen „Costa de blanker Beton“ geben. Weite Teile der Küste sind von Hochhäusern und Bettenburgen gesäumt. Benidorm, verdient, von See aus gesehen, zweifellos den Namen „Manhattan Spaniens“. Auf dem Weg nach Norden erlebten wir nördlich von Benidorm in einer Bucht eine der schrecklichsten Schaukelnächte vor Anker – von wegen Romantik: nach Einbruch der Dunkelheit suchten sich die Wellen einen Weg ums Kap und 12 Stunden rollte unser Schiff wie in schwerer See; an Schlaf nicht zu denken, ggfs minutenweise, wenn man alle vier weit von sich streckt um nicht wegzurollen … . Hätten wir doch bloß woanders mit Heckleine geankert. Völlig gerädert half am Morgen nur ein Sprung ins, immerhin noch 24°C warme, Wasser bevor es nach Calpe ging. Calpe sollte unser letzter Hafen am Festland Spaniens sein. Dort wollten wir tanken und unseren Freund Charles treffen, der mit seiner „Ariel“ mit uns die Biskaya überquert hatte.

Calpe wird von einem beeindruckenden Felsen überragt, hat eine sehr gute Marina und eine sehenswerte Fischauktion. Ansonsten – Bettenburgen. Wir wurden zu einem üppigen Familienlunch zu den spanischen Verwandten von Charles eingeladen. Noch 24h Stunden später waren wir satt. So ein „Land und Leute kennen lernen“ ist ein wesentlicher Teil des Fahrtensegelns.

Vor unserer 70 sm Überfahrt nach Formentera, der südlichsten Baleareninsel, musste unser Schiff erst einmal von Bergen von Saharastaub gereinigt werden. Ein Regen mit Südwind hatte diesen als Gruß aus Afrika abgeladen. Wir brachen dort in der Nacht auf, weil wir bei dieser langen Überfahrt gerne bei Tageslicht auf Formentera ankommen wollten. „Rayma“ tat wieder hervorragende Dienste, als der Wind mit 4-5 Bft aus günstigem Winkel unsere „Amazing Grace“ nach Formentera fliegen lies. 6,5 kn Schnitt, dank einem tollen Riss der Siruswerft … und „Rayma“.

Gestern lagen wir in einer karibisch anmutenden Bucht vor Anker. Heute sind wir auf der Partyinsel Ibiza im Haupthafen und lassen mal wieder den Motor reparieren (weiterer Ölverlust). Heute Nacht geht es weiter nach Cabrera, dann die nächsten Tage nach Mallorca und Menorca. Dort warten wir einen günstigen Zeitpunkt ab, möglichst ohne Herbststürme, um in einem Rutsch nach Sardinien zu segeln.

5 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • so schoen! jetzt bin ich aber neugierig, was ist in dem Photo neben der Familie von Charles?? sieht aus wie Lebensmittel auf einem Förderband??

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    • Sylvia Franke
      1. November 2016 7:03

      Haha, das ist auf dem Fischmarkt, wo jeweils die einzelnen Körbe ersteigert werden….
      Ganz liebe Grüße an die ganze Familie!

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  • Matt & Claudia
    1. November 2016 1:55

    Das Segeln scheint richtig viel Spass zu machen, bis ich mich daran erinnere wie ich mit allen Maennern an der Railing in in Sued-Frankreich stand und alle Frauen zugeschaut haben. Fester Boden ist auch was feines. Claudia & ich wuenschen viel Spass

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