Sizilien – der (Ess-) Kultur wegen…

Nicht, dass wir nach drei Jahren in griechischen Gewässern genug davon haben. Nein, wir wollen unbedingt wieder kommen. Aber Sizilien soll auch attraktiv sein: Geschichte, Kultur, Natur und kulinarisch. Ausserdem eine der wenigen Mittelmeerinseln, die wir zu Wasser noch nicht besucht haben. Der Weg nach Westen war aber gar nicht so einfach, da die vorherrschenden Winde uns zu einem großen Umweg über Korfu, Pulien und Kalabrien zwangen. Dafür hatten wir ordentlich Wind aus der richtigen Richtung. Die Ankunft auf Sizilien in Siracusa war atemberaubend. 

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Siracusa hat einen großen Naturhaften in dem man herrlich ankern kann. Mann muss ein paar Tage bleiben um die historischen Stätten, die Stadt und die Leckereien zu entdecken.

 

Wir sind von dort nach Norden gesegelt und blieben als nächstes ein paar Tage in Catania. Ehrlich gesagt haben wir noch nie einen so dreckigen Hafen gesehen. Die Stadt ist lebendig und hat ein paar schöne Ecken. Die Marina liegt praktisch im Zentrum und von hier aus kann man prima einen Ausflug zum Ätna unternehmen. Da lohnt es sich früh aufzustehen und eine Tour zu buchen, die einen so weit wie möglich hinauf nimmt. Den Blick in den Krater muss aber die Drohne übernehmen (siehe Extra Beitrag mit Film zum Ätna).

Wir waren nach ein paar Tagen in Catania schon froh, wieder aufs Meer hinaus zu können und den Großstadtmoloch hinter uns zu lassen. Wir ankerten als nächstes bei Naxos mit einem herrlichen Blick auf Taormina. Wie überall um diese Jahreszeit ist fast jeder Ankerplatz von dicht vorbeibrausenden motorisierten Gefährten geprägt. 

Dann wurde es spannend, denn jetzt galt, es auf dem Weg nach Norden die anspruchsvolle Strasse von Messina zu passieren. Schwierige Wind-, Wellen- und Strömungbedingungen begleiteten uns durch den Tag, bis uns gegen Abend ein Strom von 5 Knoten mit sportlicher Kreuz nach Scilla spülte. Ein toller Segeltag und ideale Bedingungen für die „Amazing Grace“ mit Selbstwendefock und 1. Reff. Scilla liegt direkt am Ausgang der Strasse von Messina auf der kalabrischen Seite. Faszinierend, dass bis eine Seemeile davor das Meer mit Strudeln gurgelt hat und man vor Scilla wunderbar ruhig ankern kann. Scilla ist durch das Meeresungeheuer bekannt, das die Kameraden von Odysseus grausam verspeist haben soll. Heute ist es ein süsses Städtchen, das sich vor allem auch dem Schwertfischfang mit ganz besonderen Auslegerbooten widmet.

Auf dem Weg nach Westen begleitete uns nur noch eine leichte Brise. Der Code Zero blieb dauerhaft angeschlagen und auch das „eiserne Segel“ war unverzichtbar auf dem Weg zu den Liparischen Inseln. Lipari, die größte Insel, bietet bei ruhigem Wetter herrliche Ankerplätze an der Westküste vor dramatische Kulisse.

Vulcano die Nachbarinsel im Süden ist durch seinen aktiven Vulkan und die Schwefelbäder bekannt und man ist wohl beraten bei Ankern auf die Windrichtung zu achten, dass einem die Schwefeldämpfe nicht den Atem rauben…

Schwache Winde liessen uns von dort nach Cefalu motoren. Da es an der Nordküste Sardiniens an geschützen Ankerplätzen mangelt, ankerten wir auf dem Weg dorthin noch vor dem Capo d´Orlando und hatten einen herrlichen Abend in einem kleinen, von Einheimischen frequentiertem Restaurant.

Cefalu ist einfach atemberaubend: die Altstadt mit dem Normannendom duckt sich unter einen riesigen Felsen und pulsiert in den Gassen und am Strand vor Leben. Auch Abends kann man sich kaum satt sehen. So nahmen wir etwas Schaukeln gern in Kauf und wechselten nicht hinter die geschützte Hafenmauer.

Termini Imerese, unser Ziel, um von dort aus das Inland zu erkunden und die „Amazing Grace“ über den heissen und umtriebigen August alleine zu lassen, hat einen riesigen Industriehafen. In dem liegt, sicher eingebettet, die Artemar Marina. Das Wasser ist leider schmutzig und das Hafengelände gewinnt auch keinen Schönheitspreis. Aber man liegt da sicher, das Städtchen hat alles, was man braucht und man ist mit dem Zug in einer guten halben Stunde in Palermo. 

Aber dann kam die Hitze: Saharawinde mit an die 50 Grad Celsius legten die Insel für drei Tage lahm; nicht wirklich lahm, denn unzählige Brände hielten die Feuerwehren in Atem und waren erst nach drei Tagen halbwegs unter Kontrolle. Palermo war im Ausnahmezustand. Wir hielten es auf dem Boot nicht aus und zogen für zwei Tage in ein klimatisiertes Hotelzimmer um … Kaltduscher halt!

Als sich das Wetter wieder bei um die 35 Grad normalisiert hat und die Feuer eingedämmt waren, wagten wir einen mehrtägigen Ausflug ins Landesinnere und in den Süden der Insel. Natürlich waren wir in Agrigento bei den alten Tempeln und auch bei Porto Empedocle mit der spektakulären Skala die Turkie. 

Aber so richtig die Seele baumeln lassen konnten wir in einem kleinen Agritousimo Hotel auf den Bergen. Eine nette Dame verwöhnt dort maximal 10 Gäste in geschmackvoll und großzügigen Zimmern mit leckerer sizilianischer Küche.

Unser (Zwischen-) Fazit von Sizilien: Kulinarisch, landschaftlich und kulturell, ist es hier phantastisch! Seglerisch, vermissen wir die schönen, geschützen Ankerbuchten. Es ist natürlich im Juli/August recht voll hier und die Marinas sind sehr teuer. Der viele Müll zu Lande und in den Häfen ist schrecklich. Die extreme Hitzewelle und die vielen Brände haben uns schon auch erschreckt. Trotzdem: Sizilien ist auch für Segler eine Reise Wert. Im Herbst wollen wir noch nach Westen bis zu den Ägadischen Inseln segeln, bevor es dann hoch nach Sardinien gehen soll.

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