Wir verstehen Odysseus

Was hat der gute Mann nicht alles dran gesetzt um von Troja zurück ins ionische Meer, zu seiner geliebten Heimat Ithaka, zurück zu kommen. Stürme, Sirenen, Ungeheuer, einäugige Zyklopen konnten ihn nicht stoppen. Auch wir waren letzten Sommer, bei unserem Törn durch die Nordägäis nur wenige Seemeilen vom historischen Troja entfernt gewesen. Doch der Weg zurück ins ionische Meer war auch für uns schwieriger als gedacht: der Medicane kam uns in die Quere (Link zum Beitrag „In Auge des Orkans“). Doch es hatte sich gelohnt.  Die Vielfalt und Lieblichkeit dieses Reviers hatte uns schnell wieder in seinen Bann gezogen.

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Von Preveza ist es nur ein Katzensprung durch den Kanal von Lefkas zu den ersten geschützten Ankerplätzen im Lee von Lefkas. Nachmittags frischt der Westwind zwischen Lefkas und Ithaka gerne auf 4-6 Bft auf und sorgt für eine schnelle Fahrt in den Süden von Odysseus’ Heimat Ithaka. In einer einsamen Bucht ganz im Süden der Insel war Wespenalarm angesagt: kaum saß der Anker, bekamen wir Besuch von hunderten dieser Biester. Nur im Wasser und im, mit Fliegengitter hermetisch abgedichteten Decksalon, hatten wir etwas Ruhe. Kein Wunder blieb kein anderes Boot über Nacht. Ohne den Decksalon wären wir vermutlich auch nicht geblieben.

Die berühmte Wreckbay auf Zakynthos besuchten wir am frühen Morgen, wo noch kein Schwell hinein stand und die Touristenboote noch in den umliegenden Häfen ihre Ladung einsammelten. Auch wenn wir dort schon öfter waren, ist es immer wieder ein beeindruckender Ort. Welch trauriges Schicksal mag diesen Frachter ereilt haben? Motorschaden im Sturm? Wie hatte es der Kapitän geschafft, das Schiff noch genau auf diesen Strand zu setzen, wo sich rundum weit und breit nur Klippen türmen? Wir nutzten den auffrischenden Wind am Nachmittag, um gleich in den Süden von Zakynthos weiter zu segeln. Vom Motor über den Code Zero bis zu Böen um 7 Bft war alles dabei. Vor dem kleinen Ort Keri fiel der Anker. Wir unternahmen eine sportliche 4 sm Tour mit dem SUP um am Brutplatz der Carrettschildkröten ein paar Exemplare zu erspähen – vergeblich. Trotzdem ist dies ein herrlicher Platz mit ein paar guten Tavernen.

Auf Kefalonia haben wir dieses mal nur einen Stop in Poros gemacht. Das war letztes Jahr unser erster Hafen nach der Überfahrt von Reggio Calabria und hat, nicht nur deshalb, unsere Sympathien. Es ist ein kleiner Fährhafen, der immer noch vom Tourismus etwas vergessen scheint, weil die meisten Besucher gleich weiter fahren. Besonders empfehlenswert, die Taverne über dem Hafen mit einem unglaublichen Blick bei Sonnenuntergang und einer handgeschriebenen Speisekarte.

Natürlich musste der Anker auch in der rundum geschützten Bucht von Vathy/Ithaka fallen. Der Ort hat einfach eine tolle Atmosphäre, auch wenn starke Böen aus Nord-West es im Hafen etwas ungemütlich werden lassen. Dafür liegt man in den kleinen Buchten, nordwestlich davon, herrlich einsam und geschützt, wenn man sich mit Landleinen dicht ans Ufer holt und so auch dem Anker bei 25m Wassertiefe Halt gibt. Wir fuhren erst nach ein paar Tagen weiter nach Lefkas, so grandios war es da.

Lefkas kannten wir eigentlich am wenigsten von den Ionischen Inseln. Zum Glück lotsten uns  unsere Freunde in die Bucht von Sivota an einen Restaurantsteg. Liegeplatz gegen Essengehen ist dort der Deal. Und der ist absolut empfehlenswert. Es wird einem dort ein rundum geschützter Platz mit exzellentem Essen entgolten. Wir blieben ein paar Tage, um diese Insel mit vier Rädern kennen zu lernen. Besonders beeindruckt hat uns die Steilküste im Westen mit den hohen weissen Klippen. Das letzte Erdbeben vor fünf Jahren hat die meisten Zugänge zum Strand vor den Klippen leider zerstört. Aber eine abenteuerliche Strasse fanden wir doch, die uns in unglaublichen Serpentinen zum Meer führte. Um dies auch vom Meer aus zu erkunden ankerten wir im Surfer Hotspot, der Bucht von Vasiliki. Aber auch am nächsten Morgen stand noch zu viel Schwell an die ungeschützten Strände der Westküste von Lefkas. Uns reichte dann aber auch das Spektakel von nur wenige Meter am Boot vorbei flitzenden Surfern, Kites und sonstigen abenteuerlichen Wasserfahrzeugen und wir gingen tags drauf Anker auf.

 

Nach soviel Trubel war wieder Einsamkeit unser Bedürfnis. Die ist nicht einfach zu finden, ist dieses Revier doch beliebt bei Flottillen und unzähligen Charter Yachten. Doch mit unserem Tiefgang von nur 1,45m legten wir uns in eine weite Bucht, südlich des Ambrakischen Golfs wo es sich sonst nur eine Yacht gemütlich gemacht hat.

Ja, man kann Odysseus wirklich verstehen. Die Schönheit dieses Reviers, das zudem sehr geschützt ist, ist schwer zu toppen. Wir kommen gerne wieder, Odysseus.

2 comments

  1. L

    Das sieht einfach nach einem Traum aus! Und ich freu mich so, da ganz bald auch wieder dabei zu sein <3

    1. S

      Ran an den SKS 🙂

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