Drei Länder in 33 Stunden

Wo ist sie nur die Irische Gastflagge? Montag früh waren wir im Morgengrauen aus Schottland (Land 1)losgesegelt, hatten in Nordirland (Land 2) in der Nähe von Belfast angelegt und Dienstag kurz nach 14:00 lagen wir schon im Carlingford Lough in einer kleinen Marina in Irland (Land 3). Das waren in Summe über 110 sm und Durchschnittsgeschwindigkeiten von > 7kn. Und wieder stellten wir das Schiff auf den Kopf um diesmal die irische Gastflagge zu finden – erfolglos. In Norwegen konnten wir ja noch die dänische Flagge umwidmen, aber das ging bei unserem Flaggensortiment jetzt nicht.

Der Reihe nach: Samstagabend hatten wir noch den Elfmeterkrimi Deutschland – Italien gesehen und konnten vor Aufregung kaum schlafen. Ein Schotte mit italienischer Großmutter heizte die Stimmung ordentlich an. Sonntagabend kam Pauline aus Frankfurt an Bord. Seitdem sind wir immer zwischen 3:45 Uhr und 4:30 in der Frühe aufgestanden, das lag aber nicht an ihr; die gewaltigen Tidenströme im Kanal zwischen Schottland und Nordirland bestimmten unseren Zeitplan und bescherten uns beim Mul of Kentyre einen wunderschönen Sonnenaufgang auf See. Es war eine ruhige, am Schluss verregnete Überfahrt nach Bangor/Nordirland. Aber vom kalten Dauerregen liessen wir uns nicht abhalten, am Nachmittag mit dem Zug Belfast  einen Besuch abzustatten – wozu hat man denn wasserdichte Bootsstiefel. .. . Schon nass bis auf die Knochen war die heiße Dusche die letzte Tat, bevor es in die Kojen ging.

Perfektes Segelwetter versüßte uns das frühe Aufstehen am Dienstag, so dass wir die Amazing Grace  richtig laufen ließen… und die Sonne kam sogar ab und zu raus! Pauline bewies auch am zweiten Tag ein gutes Händchen am Steuer und mit 63 sm im Kielwasser Richtung Süden machten wir im Carlingford Lough  fest. Da gehört das Nordufer zu Nordirland und das Südufer zu Irland. Die enge Einfahrt in die Marina war mit 4 kn Strom von der Seite nochmal Nervenkitzel. Was für ein Tag! Und das Allerbeste: der Hafenmeister schenkte uns eine irische Flagge, fast größer als die Heimatflagge am Heck! Trotzdem: wir müssen einen Flaggenfresser an Bord haben – wenn wir den kriegen!!!

Ungünstige Winde bescherten uns einen Hafentag, der gerne genommen wurde um die Gegend zu erkunden. Die Marina hat ein bisschen „do it yourself“ Charakter. An einem Kahn aus dem ersten Weltkrieg werden alle Stege festgemacht und der Wellenbrecher sieht auch wie ein nicht fertig gewordener Bunker aus. Bei unserer kleinen Wanderung am Fjord entlang wurde jedes Klischee zur irischen Tierwelt befriedigt und noch mehr: wir dachten schon, Nessie hätte sich hierher verirrt aber es war nur ein schwimmendes Pferd. Der Busfahrer auf dem Heimweg hatte uns als einzige Gäste, und anscheinend das Ziel, ein Seekrankheitstraining für Pauline durchzuführen – well done.

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