Heute wollen wir ein unter Seglern unterschätztes Revier näher vorstellen: den Ambrakischen Golf. Ganz wenige Yachten fahren weiter in ihn hinein. Die meisten bleiben gleich am Eingang in Preveza hängen, wo es ja auch einen netten Stadthafen und zwei Marinas gibt. Ein paar Skipper nehmen ggfs noch Kurs auf das Städtchen Vonitsa, ca 10 sm im Südwesten des Golfes. Wahrscheinlich liegt es daran, dass es südlich das herrliche Revier mit Levkas, Ithaka usw. gibt. Und im Norden lockt Korfu mit Paxos und der attraktiven Küste. Insbesondere Charterskipper wollen dann nicht die knappen Tage „verschwenden“ und fahren, ggfs nach einem kurzen Stopp in Preveza, weiter. Hinzu kommt, dass das Wasser, durch die vielen einmündenden Flüsse, zwar nährstoffreich aber nicht so glasklar ist, wie sonst im Ionischen Meer.
Man kann allerdings im Golf sehr geschützt segeln. Es baut sich kaum grosser Seegang auf und auch die Winde sind milder als am Eingang bei Preveza. Dieses Revier besticht durch unberührte Natur und einsame Ankerplätze. Wir segelten mit dem am Nachmittag typischen Westwind hinein und liessen mittendrin, im Lee des einen einsamen Inselchens Vouvalos, unseren Anker fallen. Durch die Twinkiele mit einem Tiefgang von nur 1,45 m war die Einfahrt von nur gut 2 m Tiefe für uns kein Problem. Pelikane, Schildröten, Seeschwalben und eine Delfinschule schauten ab und zu vorbei. Das Wasser hatte bereits 24°C. So genossen wir die Natur gleich ein paar Tage. So schön war es da!
Als es doch immer mehr auffrischte, verzogen wir uns 10sm weiter in den südöstlichen Teil des Golfes in die Órmos Loutrakio; eine große Bucht mit herrlichem Sandstrand im Osten. Dahinter Felder und Olivenhaine, umrahmt von hohen Bergen. Morgens wurden wir von den Glöckchen einer Schafherde geweckt. Nachts schliefen wir beide an Deck, um den Sternenhimmel zu genießen, bevor der blutrote Vollmond über den Bergen aufstieg.
Irgendwann wurde Obst und Gemüse knapp und so verholten wir uns noch für eine Nacht in eine Kleine Bucht, südöstlich des AK Panagia am Eingang der großen Bucht von Vónitsa. Eine Taverne am Ufer war hochwillkommen, denn wir hatten eine sportliche Kreuz gegen den auffrischenden Westwind hinter uns und ankerten mit mächtigem Hunger. Gegen Abend schloß die Taverne ihre Tore, die wenigen Badegäste fuhren nach Hause und wir waren wieder ganz alleine. Am nächsten Morgen dauerte es nur eine Stunde, bis wir wieder in Preveza in der schönen Marina lagen, Freunde trafen, die Vorräte auffüllten und das exzellente, neu eröffnete Restaurant im Hafen ausprobierten.
Unser Fazit: der Golf ist ein Traum, sicherlich zu Covid-Zeiten noch weniger betriebsam als sonst, aber ein herrlicher Rückzugsort. Gerne wieder und gerne noch länger. Es gibt ja noch viel mehr zu entdecken, insbesondere die kleinen Häfen im Osten und Norden haben wir immer noch nicht besucht.