Können vier Hafen-Wochen so schön sein?

Vier Wochen im Hafen! So lange lagen wir noch nie irgendwo fest! Das Längste war während unseres Sabbaticals in 2016, als wir 10 Tage in Schottland im Kaledonischen Kanal auf unseren neuen Motor warteten. Jetzt hielt uns der griechische Lockdown in Preveza fest. Alle Boote mussten im Hafen bleiben. Zu Lande durfte man den Regionalbezirk nicht verlassen. Tagsüber durfte man für drei Stunden raus, wenn man einen guten Grund angab, Maske trug und das Genehmigungsdokument der Polizei dabei hatte. Aber die gelebte Praxis sah in Griechenland etwas lockerer aus – nicht für die Boote aber fürs Landleben.

 

Nun ist Preveza Marina eine neue, kleine, sichere und extrem gut geführte Marina im Ambrakischen Golf, die in ein kaum touristisch geprägtes Städtchen mit ca 20.000 Einwohnern integriert ist. Dort gibt es alles, sogar nicht nur während der Saison. Dazu gehören im Umfeld unverbaute Strände, Berge und viele Sehenswürdigkeiten, wie zB das historische Nikopolis. Durch unsere Bordfahrräder sowie das Auto, mit dem wir dieses mal zum Boot gefahren waren, hatten wir einen großen Aktionsradius. So konnten wir  viel mehr entdecken als sonst, wenn wir mit der „Amazing Grace“ irgendwo kurz fest machen.

Dass wir uns dort so wohl fühlten, lag zum großen Teil auch an den Menschen in der Marina. Dort hatten einige Segler, mehr oder weniger freiwillig, den Winter im Lock-Down zusammen verbracht. Eine bunte Gruppe von Australien, USA über Zimbabwe, UK, Belgien und natürlich auch ein paar Deutsche. Wir wurden sehr herzlich in die Gemeinschaft aufgenommen und in den Marina Alltag integriert, dessen Zentrum das kleine Café bildete. Preveza hatte den ganzen Winter eine niedrige Inzidenz und die Geschäfte hatten geöffnet. Als dann auch noch die Restaurants im Außenbereich öffnen durften, genossen wir das in vollen Zügen. Befreundete Yachties hatten ebenso „Nachholbedarf“ und führten uns in die besten Tavernen und Bars ein. Bei Westwind wehte uns bereits mittags ein verführerischer Duft vom Fischladen, der Marina gegenüber, ins Cockpit. Dort wurde nicht nur Fisch verkauft, sondern auch frisch zubereitet – als Take away oder zum Verzehr vor Ort. Unser Favorit: die gegrillten Garnelen aus dem Golf – nirgends haben wir aromatischere und saftigere gegessen; auf Augenhöhe: der „Bluefish“, dem Wolfsbarsch ähnlich, nur etwas größer, der am Eingang des Golfes gefangen wird.

 

Aber natürlich hatten wir auch unsere Reparaturliste, die langsam, je nach Verfügbarkeit der Ersatzteile, abgearbeitet wurde. Hennings persönliches Highlight: der 11 Stunden dauernde Austausch des Umstellventils des Stb. Fäkalientanks, mit vielen geruchsintensiven Details, die wir Euch ersparen wollen… .  Die Geige und das E-Piano holte Sylvia auch öfter als sonst hervor – sehr zur Freude von Henning und den Nachbarn.

Als wir abfuhren, waren in der Marina und im Stadthafen schon einige Boote mehr ins Wasser gekommen; überall Geschäftigkeit und Aufbruchstimmung. Jeden Tag wurde damit gerechnet, dass man wieder die Leinen loswerfen durfte. Wir fuhren aber für einen kurzen Besuch nach Deutschland, um uns unsere zweite Impfdosis abzuholen, bevor es flugs wieder zur „Amazing Grace“ geht – dann hoffentlich endlich wieder unter Segeln … .

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