Alte Liebe – die Ionischen Inseln


Kennst Du das? Man entkorkt nach langer Zeit eine schöne Flasche Wein von einem Weingut an dessen Weinen man sich über viele Jahrgänge schon erfreut hat. An Farbe, Geruch und Geschmack erkennt man den Wein gleich wieder und viele Erinnerungen an Momente, wo man ein Glas mit seiner Liebsten oder Freunden genossen hatte, kommen hoch. Genauso ging es uns mit den Ionischen Inseln. Viele Jahre waren diese unser Heimatrevier gewesen, da unser altes Schiff acht Jahre auf Korfu gelegen hatte. 

Wir hatten ja jetzt Zeit! Durch den Entschluss, nicht nach Italien rüber und zurück nach Elba zu fahren, mussten wir keine Strecke machen und konnten in diesem herrlichen Revier rumbummeln, wo es uns gefiel. Mit unseren Freunden Philipp und Claudia ging es in den Süden von Korfu; von dort, mit sportlichem Wind weiter zur kleinen Insel Paxos. Der malerische Hafen mit der immer schmaler werdenden, fjordartigen Einfahrt, ist einfach ein Muß. Wie schön, dass dort vom strammen Nord-West fast nichts mehr zu spüren war.

Früher war die Einfahrt in den Lefkas Kanal zur Brücke eine echte Herzschlagpassage gewesen: meist unbetonnt, eine sandige, wandernde Untiefe an Backbord und Unterwasserfelsen an Steuerbord. So hatten wir schon einige Schiffe dort auf Grund sitzen sehen. Wie waren wir erfreut, dass hier ordentlich gebaggert worden war und die Einfahrt durch gute Betonung leicht zu finden war. So konnten wir ganz entspannt die venezianische Festung geniessen, bis die Schwimmbrücke zur vollen Stunde öffnete. 

Kurz nach dem Kanal tun sich im Osten die ersten schönen Ankerbuchten für einen Badestopp auf. Wir verholten uns anschließend nach  Lefkas in das Huricanhole südlich des Örtchens Nidri. Ein perfekter Platz um vor Anker einen Tag und eine Nacht mit Gewittern zu verbummeln. Ein paar gestrandete und halb versunkene Segelboote erinnerten noch an die dramatischen Tage mit dem Medicane, der hier noch vor ein paar Wochen gewütet hatte. An einem Abend  tuckerte ein flaches Fischerbötchen an uns vorbei. Am Bug leuchtete eine starke Lampe ins Wasser, wo zwei Männer mit langen Speeren standen um die angelockten Fische aufzuspiessen. Ein Tavernenbesitzer erklärte uns, dass dies hier in dem flachen Gewässer seine liebste Art zu fischen ist, weil er sich so wirklich den Fisch aussuchen kann, den er fangen möchte.  

Wer die Wahl hat, hat die Qual! Es liegen so viele Inselchen zwischen Lefkas und dem Festland, dass für jeden Wind etwas dabei ist. Wir segelten zwei Stunden rüber nach Meganisi, ankerten mit zwei Landleinen und blieben gleich drei Tage liegen. Als der Wind drehte, segelten wir ein paar Stunden und suchten uns dann einen anderen Ankerplatz nördlich am Festland.

 Ja, das Revier hier ist immer noch ein Traum. Die hohen, vorgelagerten Inseln lassen kaum Schwell vom sonstigen ionischen Meer eindringen, so dass man manchmal denkt, man segelt auf einem Schweizer See. Die vielen Inseln, Buchten und kleinen Häfen sind wunderschön, auch wenn in den letzten Jahren noch mehr Charterflotten hier ihre Stützpunkte gefunden haben. Aber im Herbst war das überschaubar. Wie schön, dass wir in dieser Ecke doch noch ein paar Wochen verbummeln konnten, nachdem wir vor kurzem, auf der Flucht vor dem Medicane, daran nur vorbei gejagt waren.

Nachdem wir unsere Freunde verabschiedet hatten, machten wir uns langsam wieder auf den Weg durch den Lefkas Kanal nach Preveza in den Ambrakischen Golf. Das nächste Tiefdruckgebiet nahte mit Gewittern und über 40 Knoten Wind …

 

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