Fahrtensegeln pur

… klingt eigentlich selbstverständlich, wenn man mit einem Segelboot unterwegs ist. Aber ehrlich gesagt spricht unsere Bilanz der unter Segeln zurückgelegten Seemeilen im Vergleich zu den Motormeilen oft eine andere Sprache.  Insbesondere seit wir im Mittelmeer unterwegs sind. In der Ostsee und auf dem Atlantik sind wir oft 90% der Seemeilen gesegelt. Aber im Mittelmeer mit den ständig wechselnden Winden und Flauten, den durch hohe Berge verursachten Abdeckungen, zB im Lee von Korsika, Motoren wir meistens ebenso viel, wie wir segeln. Das liegt natürlich auch daran, dass wir meistens in einer bestimmten Zeit von A nach B wollen.

 Das sollte dieses Frühjahr anders werden: Mitte Mai sind wir von Elba aus gestartet mit 5 Wochen Zeit um wieder in Elba anzukommen. Ein Stopp im Umfeld Olbia/Sardinien um Freunde zu treffen und unsere Kinder aufzunehmen, sowie ein Halt in Bastia/Korsika, unweit von Elba, waren die einzigen Fixpunkte. Ansonsten wollten wir nur unterwegs sein, wenn es Wind gibt und dort bleiben, wo es uns gefällt.

Und siehe da, das kam dabei raus:  jede Menge traumhafte Ankerbuchten, in denen wir zT drei Nächte blieben. Manchmal sahen wir über  eine ganze Woche keinen Hafen.  Der Motor wurde meistens nur für „Anker auf“ oder für die Hafeneinfahrt benutzt. Unsere komplette Segelgarderobe kam zum Einsatz und oft reichten uns auch entschleunigende zwei Knoten Fahrt völlig aus. Der Anker fiel dann halt eine Bucht früher.

So sind wir an vielen schönen Plätzen auch nicht einfach vorbei „gebrettert“, sondern haben in dem, uns eigentlich wohl bekannten Revier von Korsika und Nordsardinien,  herrliche Ecken kennen gelernt. Dank der Vorsaison fand sich auch immer noch ein Plätzchen in Bucht und Hafen für die „Amazing Grace“.

Insbesondere die Westküste Korsikas mit ihren kleinen, hinter hohen Klippen verdecken Buchten, hat es uns angetan. Dem oft vom Golf von Lyon hereinstehenden alten Schwell, begegneten wir erfolgreich mit Bug- und Heckanker.

Besonders schätzen gelernt haben wir auch das Revier südlich von Olbia: längst nicht so überlaufen, wie die Costa Smeralda und landschaftlich mindestens genauso schön, mit vielen Inseln und von jeder Windrichtung geschützten Ankerbuchten.  Der hohe Tafelberg sorgt für ein spannendes, lokales Windsystem. Unsere Lieblingsbucht liegt am Capo Coda Cavallo.

Das Fazit: Dies ist die Art Fahrtensegeln, die wir lieben. Insbesondere, wenn das Revier so viele Möglichkeiten bietet. Man muss halt etwas Zeit mitbringen und auch die Umwelt sowie die Bordkasse werden geschont. Und nebenbei haben wir noch einige nette Segler kennen gelernt.

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