Mitte Februar kamen wir zurück auf die „Amazing Grace“. Wie würden wir sie nach zwei Monaten vorfinden? Wir hatten sie im Dezember auf Kreta in Agios Nikolaos in der Marina im Wasser gelassen und 1-2 mal die Woche auf den Wetterkarten einen Sturm drüber rauschen sehen. Aber alles war tip top – das Marinapersonal ist echt auf Zack. Wir wollten zügig los, weil wir Anfang April eine Verabredung in Preveza im Ionischen Meer haben. Also Segel anschlagen, bunkern etc.
Aber von Kreta kommt man oft nicht so einfach los: im Westen sind wenige Schlupfwinkel und das oft sehr aktive Schießgebiet der Nato. Nach Norden sind es 80 sm bis zur ersten Insel, Santorin, mit kaum geschützten Plätzen. Wenn wir eins aus dem Segel-Herbst in der Ägäis gelernt hatten: man ist gut beraten, auf Wetterfenster mit günstigen Winden zu warten und auch mal einen Umweg in Kauf zu nehmen. Für uns bedeutete dies erstmal entlang Kretas Nordküste nach Osten zu segeln, statt nach Westen und sich dann den Dodekanes-Inseln entlang nach Norden zu hangeln, bis sich eine Gelegenheit auftun würde, nach Westen in die Kykladen zu segeln. Dass wir dabei bis nach Patmos in den Norden vorstossen würden, hätten wir auch nicht gedacht. Kasos, Karpathos, Tilos, Kos, Kalymnos und Patmos haben wir dabei „ungeplant“ besucht und es nicht bereut.
Ein absoluutes Highlight: Tristoma Harbour auf Karpathos. Wir haben auf dieser Reise oft tagelang kein Boot auf dem Meer gesehen, geschweige denn einen Segler. Aber Tristoma ist die pure Einsamkeit – nur Wildesel und keinerlei Handysignal. Von Kos haben wir nicht viel gesehen aber die Marina war perfekt, um sich zwei Tage vor einem Nordsturm zu verstecken und unsere StB Toilette zu reparieren.
Kalymnos hat uns mit seiner großen Hafenstadt und der respektablen Fischereiflotte überrascht. Die Fischtaverne in der nördlichen Hafenecke war grandios; traurig, wie viele verlassene, runtergekommene Boote dort fest lagen. Welch Schicksale da wohl dahinter stehen … .
Kräftiger Südwind trieb uns an Leros vorbei bis nach Patmos, wo zum Glück im Haupthafen Skala Ende letzten Jahres ein neuer Wellenbrecher fertig gestellt wurde, der uns hervorragenden Schutz bot. Die kleine Wanderung hoch zur Grotte, wo der Apostel Johannes die Offenbarung, das letzte Buch der Bibel, empfangen haben soll und weiter hinauf zum befestigten Johanniskloster, waren grossartig. Nach den kräftigen Schauern der Nacht hatten wir eine klare Sicht auf Samos, Ikaria bis nach Naxos im Westen, inklusive der faszinierenden Inselwelt des Dodekanes.
Morgen wollen wir einen großen Schlag nach Westen in die Kykladen machen. Den Dodekanes hatten wir zuletzt vor mehr als 10 Jahren im Sommer besegelt. Unser Fazit von der Reise bisher: Herrlich grün und einsam, ein Inselparadies mit vielen Buchten und kleinen Häfen, um sich immer wieder vor den regelmäßig aufziehenden Starkwinden zu verstecken. Viele vergrößerte und verbesserte Häfen lassen erahnen, dass im Sommer hier viel Betrieb ist. Mitte Februar hatten wir teils sonnige Tage mit Luft- und Wassertemperaturen von ca 19 Grad. Da sind wir sogar zweimal ins Wasser gehüpft. Ende Februar wurde es merklich kälter und die Heizung bullerte abends und in der Früh. Wir können nur ein weiteres mal ein Loblied auf den Decksalon der Sirius – Werft singen.
So macht segeln zu jeder Jahreszeit Spaß!
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hallo ihr zwei, das sind mal wieder fantastische Bilder und schöne Beschreibungen eurer Erlebnisse. Weiterhin alles Gute und idealen Wind.
Danke liebe Ester!! Haben es heute bis nach Milos geschafft. Seid sehr lieb gegrüßt, alles Gute euch