Kurz gesagt: kaum geschützte Ankerbuchten, „interessante“ Winde aber dafür spannende Städte, gute Häfen, freundliche Menschen und leckeres Essen.
Kommt man durch die Strasse von Messina und ist auf dem Weg nach Osten, dann hat man zwei Möglichkeiten um nach Griechenland zu kommen:
Entweder man segelt direkt in zwei bis drei Tagen z.B. nach Kephalonia oder man nimmt den Umweg entlang der Stiefelsohle. Dann kann man am Absatz an einem Tag von St. Maria die Leuca zu den griechischen Inseln Othoinoi, Ericousa oder Korfu übersetzen. Umgekehrt gilt dies natürlich genauso.
Zur Geographie. Der Golf von Tarent ist ca 75 Seemeilen breit und lang. Er wird im Süden vom Capo Colonne und im Norden, am Stiefelabsatz, vom Capo St- Maria die Leuca begrenzt. Seinen Namen hat er von der Großstadt Taranto im Nordosten des Golfes. Die Nordküste gehört zur Region Apulien, die Südküste zu Kalabrien und dazwischen liegt ein Zipfel der Region Basilikata.
Für den Segler wird es spannend, weil verschiedene Windsysteme den Golf beeinflussen. Hat man z.B im Thyrennischen Meer und in der Adria starken Wind aus den nördlichen Quadranten, so können beide über die Kalabrische und Apulischen Berge bis zur Mitte des Golfes wehen, sich aber dann gegenseitig aufheben. Bläst es aus Süd mit leichten Winden, dann dreht der Wind im Südwestlichen Teil des Golfes ein und kann ggfs auch aus der anderen Richtung kommen. Dies, i.V.m. wenigen Häfen und kaum Buchten, macht es notwendig das Wetter genau zu beobachten und die Route sorgfältig zu planen
Wir hatten bisher immer den Golf „geschnitten“, weil wir entweder direkt nach Griechenland gesegelt sind oder, so wie die meisten, direkt von St. Maria di Leuca die 75 sm z.B. nach Crotone genommen haben. Aber diesen Herbst wollten wir ihn erkunden. Wenn man das tut, sollte man Zeit mitbringen um auf günstige Winde zu warten und auch Schutz von Starkwind und Sturm zu suchen. Hier kurz gefasst unsere Stationen mit den Highlights vom Nordausgang zum Südausgang des Golfes:
St Maria die Leuca: praktischer und touristischer Hafen, nicht besonders schön und sicher. Man kann am Stadtpier bei den Fischern liegen und muss nicht in die Marina. Dort kann man ggfs beobachten, wie dutzende Schwertfische direkt vom Kahn gewogen und verhökert werden. Ein Ausflug über die pompös beleuchtete Treppe hoch zum Leuchtturm lohnt sich.
Gallipoli: Tolle Altstadt mit vorgelagerter Insel und Stränden nördlich und südlich für einen Badestopp. Am sichersten liegt man in der Marina Bleu Salento im neuen Hafen. Dort haben wir drei Tage verbracht, bis der stramme Nord-West aufhörte. Von dort aus kann man auch gut die Stadt Lecce besuchen. U.a. das alte Kastell ist absolut sehenswert.
Porto Cesareo: eine große, flache, gut geschützte Bucht, wo man mit nicht allzuviel Tiefgang, ankern kann. Der Ort ist touristisch geprägt aber ganz nett.
Ankerplatz westlich Campomarino: bei nördlichen Winden gibt es dort ein paar nette Ankerbuchten.
Taranto Reede: Eine riesige Bucht mit zwei Wellenbrechern, Muschelzuchten, Industriehafen und Marinebasis bei der Großstadt. Wir sind nicht zu den Marinas an der Altstadt gefahren, weil dort umgebaut wurde, sondern haben im Südosten, hinter dem ersten Wellenbrecher geankert. Das war für eine Nacht ok. Die Altstadt hat wohl „maroden Charme“, der uns diesmal entgangen ist.
Marina die Policoro: Liegt im Herzen des Golfes und ist eine supersichere, gut gepflegte Marina im Stil von Port Grimaud. Dort haben wir mit gutem Gefühl unser Boot 12 Tage allein gelassen. Einziger Nachteil: bei Stürmen aus Süd neigt die Einfahrt zum versanden und ausserhalb der Saison ist viel Ruhe – andere würden sagen „tote Hose“. Aber man kann von dort aus mit dem Mietwagen tolle Ausflüge machen. Die Stadt Materea (UNESCO Weltkulturerbe, Hollywood Drehort) ist ein Besuch absolut wert.
Ankerplatz am Capo Trionto: ein recht offener Platz, der mit dem Capo etwas Schutz vor südöstlichen Winden bietet, den wir einer Marina und dem Industriehafen 10 sm landeinwärts vorgezogen haben – man will ja auch mal baden … .
Ciro Marina: Nur zwei Seemolen unterhalb von Punta Alice liegt dieser mittelgroße Fischerhafen. Es gibt nur wenige Plätze für Yachten, die hinter der gewaltigen Hafenmauer Schutz finden können. Den brauchte es auch, weil Sturm aus Süd-Ost kam und 3-4 Meter hohe Wellen gegen die Mauer branden ließ. Bei dieser Windrichtung liegen wir wie in Abrahams Schoß. Wir blieben fünf Tage – Auslaufen ging die meiste Zeit sowieso nicht, allein weil die Fischer ihre Sicherungsleinen quer durch die Einfahrt spannten. Die Leute hier sind super freundlich; der Ort selbst hat allerdings wenig Charme. Ach ja, mit dem berühmten Ciró-Wein sollte man seine Birge auffüllen!
Crotone: Zwei Bohrinseln liegen vor der Küste, ein großer Industrie- und ein Sportboothafen liegt vor einer modernen Stadt. Wir haben vor dem Hafen geankert und die Liegegebühr lieber in einem leckeren Ristorante auf dem Pier gelassen.
Unser Fazit: Wenn man in den Golf hinein fährt, sollte man Zeit mitbringen, da die vorherrschenden Winde im Herbst und Frühling es ggfs nicht einfach machen wieder hinaus zu kommen. Schön, dass wir auch diesen Teil Süditaliens, mit offenen, freundlichen Menschen erkunden durften, der kulturell und kulinarisch viel zu bieten hat. Für uns Segler gibt es aber interessantere Reviere.letztes Jahr
PS: La Castella, ca 10 sm westlich von Capo Coloane, hat einen tollen Ankerplatz westlich der großen Burg