Wassermacher an Bord – Erfahrungen nach einem Jahr

 

Die Freiheit, solange man will in seiner Traumbucht zu bleiben; grosse Passagen ohne Wasserknappheit; weg vom Plastikmüll … . Es gibt viele Gründe für einen Wassermacher. Aber braucht man ihn wirklich? 

Braucht man einen Wassermacher?

Als wir vor 6 Jahren unsere Sirius 40DS als Langfahrtyacht in Auftrag gaben, war eine der vielen Fragen an den Werftchef Torsten Schmidt, ob er uns zu einem Wassermacher raten würde. Sein Rat: „Das braucht ihr erstmal nicht. Für Ost- und Nordsee, die europäischen Atlantikreviere und das Mittelmeer kommt ihr mit Euren 500 Litern Frischwassertank gut hin. Und solange ihr das Ding nicht ständig benutzt, macht es eine Menge Arbeit“. 

Wir sind seinem Rat auch hier gefolgt und haben es nicht bereut. Gerade in den nordeuropäischen Ländern hat das Leitungswasser im Hafen meist Trinkwasserqualität und mehr als vier Tage am Stück waren wir, selbst bei der Biskayaüberquerung nicht ohne Land in Sicht. In Südeuropa wurde es dann etwas mühsamer: Das Leitungswasser ist dort meist stark gechlort und eignet sich geschmacklich bestenfalls zum Nudeln kochen. So haben wir die letzten drei Jahre, die wir im westlichen Mittelmeer unterwegs waren Plastikflaschen an Bord geschleppt. An Stauraum mangelt es auf unserem Schiff bekanntlich nicht und eine faltbare Sackkarre tat auch gute Dienste. Am meisten hat uns aber der Plastikmüll genervt! Wir trennen den Müll an Bord und – selbst wenn man die Flaschen kleinstmöglich presst, war der Eimer spätestens nach zwei Tagen voll. Aber wir waren damals ja nur 6-8 Wochen, mit Unterbrechungen von mehreren Monaten, an Bord. Dafür einen Wassermacher jedes mal stillzulegen und wieder zu aktivieren, wäre die Mühe nicht wert gewesen.

Das änderte sich letztes Jahr als wir unseren Lebensmittelpunkt wieder für viele Monate auf die „Amazing Grace“ verlegten. Gerade auf den griechischen Inseln, wo Wasser im Sommer knapp und nicht in allen Häfen verfügbar ist, ist ein Wassermacher ein echter Gewinn an Freiheit.

Welchen Wassermacher?  

Wir haben uns für das Modell „Schenker Smart 60“ entschieden.

Pumpen-und Zylindermodul könnten modular, getrennt  voneinander, verbaut werden.  Wir haben ein Re-Mineralisierungsmodul an den Wasserauslass in der Pantry angeschlossen. Dort wird das Trinkwasser in wiederverwendbare, bruchfeste Flaschen gefüllt und wandert für den täglichen Bedarf in die Kühlbox. Unser Wassermacher produziert pro Stunde 60 Liter Trinkwasser. Das reicht uns völlig. In südlichen Gefilden wird zwar öfter nach dem Schwimmen geduscht, dafür liefern die Solarmodule auch mehr Strom. Der „Schenker Smart 60“ zieht, dank des Energy-Recovery-Systems, nur maximal 240 Watt von der Service- Batteriebank. Dieses Modell hat ein programmierbares Display und spült automatisch. Es kann dies selbsttätig wenn wir mal paar Wochen weg sind, ohne gleich still gelegt werden zu müssen. Unsere beiden Wassertanks werden jetzt ausschliesslich vom Wassermacher befüllt. Die Tanks bleiben von chloriertem Wasser und jeder äusseren Verunreinigung frei. Nähere Information zum unserem Modell findest Du hier:

https://tomlogisch.com/schenker/?gclid=CjwKCAiAo5qABhBdEiwAOtGmbhL4E06S6hE70Q9pv4Vr7C9Ea2AkSi1eUGpFnP8tYBCh_IiEeibEJhoC2IIQAvD_BwE

Übrigens, unsere Waschmaschine wurde anfangs auch über die Tanks mit dem wertvollen Trinkwasser versorgt. Inzwischen gibt es hierfür einen „Bypass“. Da wir nur waschen, wenn wir Landstrom haben, nutzen wir hierfür das Wasser vom Steg. Der Schlauch wird in der Backskiste  an eine Leitung angesteckt, die direkt zur Waschmaschine in die Werkstatt führt.

Wohin damit?

Das lange Zylindermodul fand bei uns in der Stb Backskiste Platz. Dort haben wir ein zweites Brett horizontal einlaminiert. Davor hängen die Festmacher und andere Leinen. Das Pumpenmodul wird bei fast allen Sirius-Yachten werftseitig in dem Technikraum verbaut. Wir wollten aber keinen weiteren Bordwanddurchbruch für das Salzwasser bohren. Auch fanden wir den Platz dort bereits anderweitig gut genutzt. Doch es gab eine andere Lösung:

Wir hatten von Anbeginn durch die Sirius-Werft das Spülbecken der Pantry mit einen Seewasserhahn ausrüsten lassen, der von einem See-Ventil im Bodenfach davor versorgt wurde. Damit wollten wir ursprünglich beim Spülen Süßwasser sparen. Jetzt, da Süßwasser nicht mehr knapp war, brauchten wir das nicht mehr. Das Pumpenmodul wanderte in dieses Bodenfach, das Seewasser wird aus diesem Borddurchbruch bezogen und der Seewasserhahn am Spülbecken wurde durch das Test-Hähnchen ersetzt. Damit kann man, nach 1- 2 Minuten nach Start des Wassermachers schmecken, wann es gut genug schmeckt, um die Tanks zu befüllen. 

Wie aufwändig ist der Einbau?

Ehrlich gesagt hatten wir das total unterschätzt. Für den Einbau müssen Wasserleitungen vom Pumpenmodul mittschiffs zum Zylindermodul am Heck, zu den Wassertanks im Bug etc gezogen werden. Ganz zu schweigen von der Elektrik… . Dazu musste praktisch das ganze Schiff, inklusive der Matratzen aus- und umgeräumt werden. Mangels Stauraum ausserhalb des Bootes regierte für ein paar Tage das Chaos an Bord. Uns blieb nichts übrig als auszuziehen. Viel besser wäre es gewesen, die Leitungen schon einmal von der Werft vorrüsten zu lassen. Wenn Ihr eine Langfahrtyacht plant, macht das bloß! Die beiden Module und das Display einbauen und anschliessen, sind dagegen ein Leichtes. Wir haben uns für den Einbau professionelle Hilfe geholt, die der Händler auch anbietet und haben das nicht bereut.

Wo kommt der Strom her?

Bloß kein Windrad oder noch schlimmer, einen Generator, solange es andere Wege gibt. Das ist unsere Devise. Wir lieben die Ruhe an Bord und finden es schrecklich, wenn in einer ruhigen Bucht ein anderer Ankerlieger vor der Nacht noch den Generator oder den Motor anwirft, um die Batterien zu laden. Wir setzen voll auf Photovoltaik. Zu den drei Solarmodulen auf dem Deckshaus und dem Geräteträger haben wir deshalb noch zwei Solarmodule der Firma SOLARA mit jeweils 105 Wp auf dem Bimini ergänzt. So haben wir jetzt insgesamt über 500Wp installiert, die natürlich fast nie alle gleichzeitig von der Sonne beschienen werden.

Nach den ersten Monaten im Mittelmeer können wir berichten, dass wir damit gut hinkommen. Meist läuft der Wassermacher in sauberem Wasser an sonnigen Tagen über die Mittagszeit für ein paar Stunden. Oder wir nutzen die Zeit, wenn wir eh unter Maschine fahren. Infos zu den Solarmodulen auf dem Bimini findet ihr hier:

https://www.solara.de/deutsch/produkte/solarmodule-flach-ohne-rahmen/

Allerdings haben wir die Gefrierbox im Juli/August, wenn die Temperatur auch nachts kaum unter 30°C sank, nur noch als Getränkekühlschrank genutzt. Die zog dann doch sehr viel Strom und die Arbeitsplatte neben und über dem Kühlschrank wurde merklich gewärmt.

User Fazit:

Der Wassermacher hat sich im ersten Jahr im östlichen Mittelmeer wirklich bewährt. Er ist für unsere Bedürfnisse richtig dimensioniert. Bis auf kleine Anlaufschwierigkeiten durch lockere Schlauchschellen etc hat er uns nie im Stich gelassen. Der Hinzugewinn an Freiheit, wo andere Ankerlieger nach ein paar Tagen mit Kanistern an Land fahren, wissen wir sehr zu schätzen. Da wir unsere Wassertanks ausschliesslich mit eigenem Wasser befüllen, müssen wir bei längeren Hafenaufenthalten planen, dass wir mit ausreichend Wasser in den Tanks ankommen. Wir lassen den Wassermacher nicht in dreckigem Hafenwasser laufen. Wir freuen uns auf längere Passagen, ohne Wasser sparen zu müssen und genießen jeden Einkauf ohne schwere PET-Flaschen.

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