Ein betonntes, für die Grossschiffahrt gebaggertes Fahrwasser führt in den Ambrakischen Golf. Trotz des geringen Tidenhubs strömte bei der Einfahrt das ablaufende Wasser uns mit gut zwei Knoten entgegen. Gegen Ende des Fahrwassers sieht man an Steuerbord einen Mastenwald: drei Werften betreiben hier in Summe das größte Trockendock für Yachten in Griechenland. Hält man sich nach Backbord, kommt man direkt nach Preveza, einer typischen griechischen Hafenstadt, mit einer schönen Promenade am Stadthafen, vielen Tavernen, Bars und Geschäften aller Art. Das Schöne: hier ist das ganze Jahr Leben, nicht nur wenn die Yacht-Touristen da sind. Oft hatten wir früher mit unseren Kindern hier festgemacht und das vibrierende Leben in den Bars am Ufer genossen. Aber jetzt zog es uns in die nagelneue Marina Preveza, am Ende des Stadthafens. Die nächste Gewitterfront war angesagt mit drehenden Winden in Sturmstärke. Dort lagen wir wirklich hervorragend geschützt und genossen die hervorragenden Einrichtungen der Marina und das lebendige Städtchen. In der Vor- und Nachsaison bietet auch im Mittelmeer der Decksalon unschätzbare Vorteile. Das erste Mal, seit wir die Ostsee 2016 verlassen haben, trafen wir gleich zwei weitere Sirius Yachten in der kleinen Marina. Schön, dass Andreas mit seiner schmucken Sirius 31DS bei Blitz und Donner dort auch noch einen sicheren Platz gefunden hatte.
Nördlich von Preveza liegt das historische Nikopolis. Die Stadt soll in ihren Glanzzeiten bis zu 350 Tsd Einwohner gehabt haben .Die Stadt wurde 31 v. Chr. durch Octavian, dem späteren Kaiser Augustus, gegründet, nachdem dieser am 2. September 31 v. Chr. die Flotte von Marcus Antonius und Kleopatra VII. in der Seeschlacht bei Actium geschlagen hatte. Die Schlacht war Teil des Machtkampfes zwischen Octavian und Antonius nach dem Tod Julius Caesars. Bereits 62–63 n. Chr. wurde es vom Apostel Paulus auf seiner Reise nach Rom besucht. Wir können den Besuch auch empfehlen.
Die meisten Yachten verschwinden nach dem Besuch in Preveza wieder ins Ionische Meer. Ab und zu machen einzelne Boote noch einen kleinen Abstecher in den Golf bis zur ersten Stadt Vonitsa. So hatten wir das in der Vergangenheit auch immer getan aber oft gedacht, dass das eigentlich schade ist. Ein paar Tage blieben uns noch und so warfen wir die Leinen los und nahmen Kurs nach Osten, tiefer hinein in den Golf. Der öffnet sich nach ein paar Meilen und die eindrucksvolle Gebirgskette am Ostufer rückt näher. Im Norden münden zwei große Flüsse in den Golf mit ausgedehnten Marschgebieten und Lagunen. Im Süden finden sich viele Ankerbuchten mit Landwirtschaft und Wäldern. Dorthin trieb uns der achterliche Wind.
Der treue Rocna-Anker fiel in einer Bucht, ungefähr in der Mitte des Golfes. Wir lichteten ihn nach drei Tagen nur, weil wir die „Amazing Grace“ für das Winterlager vorbereiten mussten. Eine verträumte Taverne am Strand (ganzjährig geöffnet!), dahinter eine Lagune, ein paar Fischerboote, denen man abends beim Auslegen der Netze in der Bucht zuschauen konnte, in einer Ecke eine kleine Werft, wo ein paar Yachten an Land gezogen werden und viel, viel Natur und Ruhe. Genau das brauchten wir! Das Wasser im Golf ist durch die beiden Flüsse trüber als im Ionischen Meer, aber immer noch herrlich zum Baden und sehr fischreich. Das Farbenspiel bei Sonnenauf- und untergang ist hier besonders schön.
Unbedingt wollen wir diesen schönen Golf noch weiter erkunden. Aber jetzt mussten wir zurück zur Kleopatra Marina am Eingang des Golfes. Wir brauchten ein paar Tage Vorbereitungszeit um die Amazing Grace klar für das Kranen und das Winterlager zu bekommen. Die Kleopatra Marina ist die einzige der drei Werften, die auch Liegeplätze im Wasser hat. Das ist ganz praktisch für diese Arbeiten. Das Anlegemanöver dort kann aber herausfordernd sein, weil oft 2-3 Knoten Strömung durch die Schwimmstege ziehen, die – wenn man davon überrascht wird – die Rudergängerin ganz schön in Bedrängnis bringen kann. Nicht so Steuerfrau Sylvia, die auch in der 6. Saison keinen Kratzer an ihr Boot gefahren hat.
Nach drei Tagen Arbeit waren wir soweit: alle Tanks gereinigt und geleert, die Segel waren abgeschlagen, der Wassermacher eingewintert, das Dingi verstaut etc. Hochprofessionell wurde Amazing Grace gekrant und auf ihre beiden Kiele an Land gestellt. Der besorgte Skipper, der meinte, die Arbeiter darauf hinweisen zu müssen, dass die „Amazing Grace“ ein Twinkieler sei, wurde beruhigt: „schau Dich mal um: wir Kranen hier jedes Jahr >1.000 Schiffe und auch jede Menge Twinkieler“… und so war es auch.
Dort steht „Amazing Grace“ nun, kuschelig eingepackt unter ihrer Plane, die uns von unserem Freund aus Elba zugeschickt wurde. Gemeinsam mit vielen „Kumpels“ wartet sie darauf, dass sie im Frühjahr aus dem Winterschlaf geweckt wird. Ein paar Dinge sind auch noch zu tun, damit sie im nächsten Jahr wieder hübsch und flott neue Abenteuer erleben kann. Das überlassen wir dieses Jahr der Werft, die bisher einen guten, sehr professionellen Eindruck gemacht hat. Wir machten uns nach vier Monaten auf den Weg nach Deutschland.
Rückblickend sind wir nochmals froh und dankbar , dass wir unseren ursprünglichen Plan für dieses Jahr schon früh geändert hatten und nicht nach Zypern und Israel weitergefahren sind. Auch der Rückweg über Sizilien nach Elba wäre mit den krass steigenden Coronazahlen und den damit einhergehenden Restriktionen ggfs unmöglich geworden. So blicken wir mit viel Dankbarkeit auf die letzten vier Monate zurück. So viele Eindrücke in Gottes wunderbarer Schöpfung, nette Begegnungen und Zeit mit unseren Lieben, aber auch Bewahrung haben wir erlebt. Bei Interesse findet Ihr
Hier die Links zu den die beiden Videos, die die Reisen von Elba nach Nordgriechenland, https://youtu.be/kITpreBBJvo und von dort ins Ionische Meer zusammenfassen: https://youtu.be/kRZePmmOIds – viel Spaß!
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Danke für die schönen Bilder, sie entführen ein zu Euch. Das Katzenbild war sicherlich für mich Schön, daß es Euch so gut geht! Liebe Grüße Euer Volker
Ja, die Katze war für Dich 🙂
Das Licht im Ambrakischen Golf mit den Wolken war echt traumhaft. Wir sind aber froh jetzt wieder in Deutschlandzusein. Griechenland hat ja einen echt super strikten Lockdown verordnet