Vor dem Meltemi einen Haken schlagen

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Der Meltemi ist Segen und Fluch für den Segler! Er bläst von Juli bis September in der Ägäis aus dem nördlichen Quadranten fast täglich mit fünf bis sieben Beaufort; ein Segen für den Segler, der nach Süden will; ein Fluch für den Segler, der nach Norden muss. Wir müssen nach Norden, um dort unsere Kinder zu treffen. Um nicht tagelang gegen zwei Meter Welle gegenan bolzen zu müssen, hatten wir uns eine Strategie  zurecht gelegt, die auch schon der griechischen Flotte im Kampf gegen die persische, weit überlegen en Flotte vor 2500 Jahren gedient hatte: wir würden im Schutz der zweitgrößten griechischen Insel Euböa im Zick-Zack segeln und an den offenen Stellen dann unterwegs sein, wenn der Meltemi schwächelt: leider ist das meist nachts und am ganz frühen Morgen… aber wir sind das ja schon gewohnt.

Nach dem Kanal von Korinth verbrachten wir eine wunderschöne Nacht und Vormittag vor Anker an der wunderschönen Insel Aegina. Dann ging es los: flott an Athen vorbei, die Halbinsel Attika gerundet und hoch nach Norden, bis um Mitternacht nach 65 Meilen der Anker in der Bucht, in der die berühmte Schlacht von Marathon stattfand, fiel.  Eindrucksvoll der Poseidon Tempel auf dem Kap. Noch heute „opfern“ viele Segler vor Beginn einer Fahrt einen Schluck Hochprozentiges demselbigen oder Neptun. Wir finden ein Gebet zum Schöpfer des Himmels und der Erde deutlich wirksamer.

Bevor der Meltemi erwachte, ging es vor Sonnenaufgang im Schutz der Insel Euböa weiter bis zur Inselhauptstadt Chaldika. Wie so oft waren wir das einzige Segelboot unterwegs. Aber als sich kurz vor Chaldika ein anderes Boot fand, erwachte an der Kreuz der „Jagdtrieb“ der Steuerfrau. Chaldika steht für die schmalste Meerenge der Welt. Nur 25 Meter trennen Insel und Festland und ein Strom von bis zu 20 km/h mit fast einem Meter Tide zieht dort hindurch. Zudem verbindet eine Brücke als Hauptverkehrsader Festland und Insel und die beiden Stadtteile. Die Brücke öffnet nur einmal alle 24 h nachts, wenn wenig Autoverkehr fließt und auch gerade Niedrig- oder Hochwasser ist. Wann das genau ist, da legt sich das Hafenamt nicht fest. „Bitte halten Sie ab 21:30 Hörwache auf Kanal 12“ war die Anweisung. Sylvia  hielt die Wache und weckte mich um 02:00. „jetzt gehts los, Amazing Grace soll sich bereit machen“ rief sie Henning in die süßen Träume zu. Und tatsächlich kam Leben in die wartende Schar der Boote. Zuerst quetschte sich ein 80 Meter langer Frachter durch und dann durften die Segler. Sylvia „legte den Gashebel auf den Tisch“ und bretterte vor hunderten Zuschauern, die sich das Schauspiel nachts gönnen wollten durch die Meerenge. Bis wir dann einen Ankerplatz gefunden hatten war es 04:00 in der Früh. 

Nach ein paar Stunden Schlaf ging es weiter im Schutz der Insel Euböa. Das kam einem vor, wie Segeln am Genfer See, so beschaulich. Nur ein beachtlicher Strom am nächsten Ankerplatz erinnerte uns daran, dass wir hier in einer Meerenge segeln. Die schönsten Sonnenauf- und untergänge sind der Lohn des Meltemi-Hakenschlägers, denn auch diesen Morgen kam der Anker um 5:00 morgens hoch, um den Weg nach Skiathos, der östlichsten Sporadeninsel, ohne zuviel Wind und Welle von vorne zu schaffen. Das klappte auch prima, nur die letzte Stunde erwachte Freund Meltemi noch und nur mit Selbstwendefock kreuzten wir die letzten Meilen bis zur Ankerbucht. Erfolgreich haben wir vor dem Meltemi Haken geschlagen. Die alten Griechen haben es uns vorgemacht. Die nächsten Tage wollen wir die nördlichen Sporaden genießen – wir sind gespannt.

 

4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Eure Bilder sind wieder ganz gross.
    Bei Eurem Beitrag nebst video sind wir begeistert aber auch voll Sorge dass Ihr das weiter so schafft.
    Geduld scheint Ihr beide in Mengen zu haben.

    Viel Spass mit der Familie und gute Weiterfahrt.

    Joachim schliesst sich meinen Gruessen an.
    Love, Hildegard

    Antworten
    • Sylvia Franke
      27. Juli 2020 6:16

      Vielen Dank, fürs treue mitfühlen. Wir hatten ein paar Tage keinen Empfang auf einer Insel der nördlichen Sporaden etwas in der Wildnis…. wir werden berichten. Jetzt sind wir seit 6:00 auf dem Weg nach Norden zur Halbinsel Chalkidiki
      Liebe Grüße
      Henning und Sylvia

      Antworten
  • Martin Steinmetz
    28. Juli 2020 7:23

    Wir sitzen beim Frühstück auf unserer Terrasse im Pfälzer Wald und genießen eure wunderschönen Bilder.
    Wir wünschen euch weiterhin viel Freude und grüßen euch ganz herzlich ‍♀️‍♂️
    Susanne und Martin

    Antworten
    • Sylvia Franke
      28. Juli 2020 8:18

      Ihr beiden Lieben,
      vielen Dank für die Ermutigung! Bei euch im Pfälzer Wald wäre es jetzt auch wunderschön!
      Wahrscheinlich gibt es heute wieder neues „Futter“
      Euch alles Liebe, schönen Sommer,
      Eure
      Henning & Sylvia

      Antworten

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