Nach sportlichen 75 sm von Ibiza Richtung Osten, mit herrlichem Sternenhimmel und Sonnenaufgang, kamen wir auf Cabrera, nordöstlich von Mallorca, an.
Die Insel Cabrera war der erste uns bekannte Ort seit Beginn unserer Reise Anfang Mai. Es ist auch mal wieder schön, an einen Ort zu kommen, an dem man sich „auskennt“. Auf Cabrera gibt es einen wunderbaren Naturhafen, in dem Bojen ausgelegt sind. Seit Jahrzehnten ist die ganze Insel als Naturschutzgebiet deklariert. Schon immer war diese Insel hart umkämpft, da man von hier aus prima Mallorca überfallen konnte. Besonders tragisch ist das Schicksal tausender Kriegsgefangener aus den napoleonischen Kriegen, die hier mangels Angelkenntnissen kläglich verhungern mussten. Bei unserem ersten Besuch auf Cabrera vor vielen Jahren, bei Hennings erstem Törn als Skipper, hatte man sich mit den Vorräten verkalkuliert, und Henning und sein Vater ruderten von Boot zu Boot, um etwas Lebensmittel zu erbetteln. Dieses Mal fehlte es uns an nichts und auch die kleine, ehemalige Soldatenkantine, offeriert sogar jetzt leckere Tapas. Natürlich wurde im herrlich klaren und warmen Wasser geschwommen und auch die romantische Burg bestiegen. Dank der Nachsaison, waren auch gerade einmal die Hälfte aller Bojen belegt.
In Sa Rapita, an Mallorcas Südküste, nahmen wir dann unsere langjährige Freundin und Nachbarin Gesine auf, die uns für vier chillige Tage entlang Mallorcas Südostküste begleitete. Dank traumhaftem, spätsommerlichen Wetter lümmelten wir meist vor Anker in schönen Buchten rum und genossen bei kurzen Segelstrecken das klare, warme Wasser, die Gemeinschaft und herrliche Sonnenuntergänge. Mit netten Segelnachbarn verbrachten wir schöne Abende an Bord. Das gehört auch dazu.
Wir sind ja schon einige Male um Mallorca/Menorca gesegelt, aber meist im Frühjahr oder Spätsommer. Immer waren Häfen und Buchten rappelvoll und richtig teuer. Preiswert ist das Revier zwar Anfang November immer noch nicht, aber selbst in den schönsten Buchten und Häfen ist jede Menge Platz und an Land keinerlei Rummel. Außerdem verirrten sich um diese Jahreszeit doch tatsächlich zwei kleinere Thunfische/Bonitos an unsere Angel. Einer durfte wieder weiterschwimmen, der andere landete in der Pfanne. Ach wie gerne hätte Henning noch eine ordentliche Goldmakrele rausgezogen, aber das blieb soweit versagt.
Ein Wort noch zur Angelei: wir sind ja bei Weitem keine Experten und ziehen meistens einfach eine Angelleine mit Tintenfisch oder Wobbler hinterher. Die ersten 2.500 sm haben wir, außer einer kleinen Makrele auf der Nordsee, nichts gefangen und uns schon ernsthaft gefragt, ob wir die falschen Köder dabeihaben oder sonst etwas falsch machen. Ab der Algarve fingen die Kerle dann ab und zu an, zu beißen und zwar auf fast jeden Köder, den wir raushängen hatten, unter Segeln wie unter Motor, mit viel und wenig Leine draußen, mit 5 kn und mit 7 kn Geschwindigkeit. Allerdings nur Bonitos oder Thunfische.
„Was ist die Moral von der Geschicht’?
Gibt es keine Fische – beißen sie auch nicht!
Schwimmt ein dummer Fisch vorbei,
ist der Köder einerlei!“
Zurück zu den Balearen: Cala Ratjada war unser östlichster Punkt auf Malle. Wieder zu zweit brachen wir früh auf und erlebten einen herrlichen Segeltag mit Sonnenaufgang. Morgenstund’ hat auf See tatsächlich oft „Gold im Mund“, so wie die Farben leuchten.
In der Bucht von Mahon, Mallorcas geschichtsträchtiger Hauptstadt, gibt es unterhalb der nördlichen Festungsanlage eine romantische, rundum geschützte Ankerbucht. Dort blieben wir die erste Nacht nach der Überfahrt und fuhren tags drauf durch einen kleinen Kanal „per Schleichweg“ nach Mahon ans Ende der Hafenbucht in eine Marina. Mahon ist uns als Stadt sehr sympathisch. Nach Stadtbesichtigung und kleineren Besorgungen wurden fleißig Wetterberichte studiert. Vorbei ist’s mit dem Spätsommer auf den Balearen. Ein Sturmtief nach dem anderen jagt über unser Seegebiet auf dem Weg nach Sardinien. Da brauchen wir für 40 Stunden ein passables Wetterfenster, ohne 9 Bft und 4 m Wellen. So wie es aussieht, ist das heute, Sonntagabend und voraussichtlich laufen wir deshalb heute Nacht aus. Hoffentlich bevor es wieder kachelt – es bleibt spannend.
10 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hallo Ihr Lieben,
schön, von Euch zu hören. Wenn ich das so lese, würde ich gerne gleich losziehen und Euch besuchen. Hier ist es jetzt schon sehr ungemütlich geworden. So richtig novemberkalt und frühwinterlich.
Ich wünsche Euch gute Fahrt für heute Abend.
Liebe Grüße
Herzlichen Dank, Anke! Die Überfahrt war schon anstrengend aber sehr gut. Von den 40 Stunden war halt 27 dunkel. Das ist bei viel Welle und wenig Wind schon zT mühsam, da wie Achterbahn Fahren im dunkeln. Aber wir sind so froh jetzt auf Sardinen zu sein. Wir würden sonst bestimmt eine Woche auf Menorca fest sitzen….
Bei Euch beginnt ja bald das Plätzchen backen…. . Mal schauen, wie das bei uns wird. Wir fahren seit drei Monaten einen Christstollen durch die Weltgeschichte für den 1. Advent 🙂
Herzlichen Grüße
Henning und Sylvia
Wird man so einsam auf See dass man anfängt mit den Geräten zu sprechen? Hammer Video und richtig cooler Blog!! Gute und gesegnete Fahrt nach Sardinien! ❤️
… wieso mit Geräten sprechen. „Rayma“ ist kein Gerät. Sie schläft hinter der Hundekoje, ich kann Dir zeigen… direkt neben Josef, dem Heckanker …. 🙂
Ihr Lieben,
genießt das warme Wasser, hier kommt heute Nacht der Winter. Es wurde der erste Schnee angekündigt.
Meine, sehr rudimentäre Angelerfahrung, hat mich gelehrt, dass der Köder doch einen Effekt hat,
„Ist der Angler dumm, so kommt beim fischen nichts rum“ wurde mein Merkspruch. DENN, Käse ist kein guter Köder für Fische! Sie sind nicht mit Mäusen verwand. 😉 Aber das muß einem ja auch gesagt werden!
Genießt Eure Zeit
Euer Volker
Wir sind heute gut auf Sardinien angekommen. War ein heißer Ritt ganz knapp zwischen zwei Sturmtiefs. Jetzt blästs schon wieder draussen mit bis zu 50 kn und 5 m Welle. Scheint auch hier den Herbst einzuläuten. Aber wir klagen auf hohem Niveau. Das Wasser hat immer noch 21° und nachts gehts runter bis 14° …
Jetzt ist erstmal ausruhen und „Kultur“ angesagt und natürlich die italienische Küche….
Liebe Grüße
Henning und Sylvia
Liebe Sylvia, lieber Henning,
Nach unserer kurzen Balearenerkundung mit dem schwimmenden Katamaran-Panzer sind wir wieder in der Arbeitsrealität angekommen. Heute Abend verfolge ich Euren Track und freue mich, dass Ihr den letzten großen Freiwasserschlag unversehrt bewältigt habt.
Ich möchte Euch nochmal für den spontanen Abend im Cockpit danken. Es war für mich das gastfreundschaftlichste Ereignis meiner langen Booturlaubskarriere. Eure „Grace“ und Ihr zwei habt uns in vieler Hinsicht stark beeindruckt und hoffentlich für die nächsten Jahre auch beeinflusst⛵️
Henning, der Goldfisch beißt schon noch. Kommt gut nach Elba.
C U on the water,
Thorsten und Anna
Liebe Anna, lieber Thorsten,
ja, das war eine sehr nette Begegnung mit Euch auf „Malle“. Wir können das genauso zurück geben. Das mit dem Arbeitsalltag ist bei uns auch nicht mehr ganz so weit weg aber wir geniessen jetzt erstmal Bella Italia.
Träumt Euren Traum auf dem Wasser weiter und unternehmt rechtzeitig die nötigen Schritte dazu. Nichts schlimmeres als sich irgendwann zu fragen: „Warum haben wir eigentlich nicht… ?“
Heut Abend genießen wir nochmal die leckere Küche hier und morgenfrüh gehts weiter gen Norden.
Liebe Grüße und bis hoffentlich auf ein Wiedersehen
Henning und Sylvia
Eure Filme und Sonnenauf- bzw. Untergänge sind ein Traum. Das weckt Fernweh 🙂 Schön, dass es euch so gut geht und ihr so viel Spaß habt.
Liebe Grüße aus Schriese
Liebe Christina, wir geniessen die Zeit zusammen nach wie vor sehr, auch wenn es jetzt sportlicher und kälter wird im Mittelmeer. Der Herbst ist da!
Herzliche Grüße
Henning und Sylvia