„Henning, du musst mal aus dem Fenster rausschauen!“. So weckte Sylvia den Skipper morgens um 7.00 Uhr, der sich noch von seiner Nachtwache von 0.00 Uhr- 4.00 Uhr erholte.Vor unserem Kabinenfenster schwamm praktisch auf Augenhöhe eine Delfinschule und spielte mit unserer Bug- und Heckwelle.Sylvia hatte diese schon eine gute halbe Stunde beobachtet und strahlte über beide Backen. Die Delfine hatten eine kleine Makrele übrig gelassen, die Henning dann am Abend angelte.
Unsere Überfahrt begann am Samstagmorgen mit Vollspeed. Mit 7-8 Knoten fuhren wir westwärts, bis fast kein Land mehr in Sicht war.Die Siriuswerft hat nicht nur Komfort, sondern auch ordentlich Speed in ihre Schiffe mit eingebaut! Wir hatten von Freitag auf Samstag in dem schönen Rekefjord übernachtet.Dann wurde es für den Rest der Überfahrt eher gemütlich. Bis Sonntagnachmittag hatten wir mittelstarke achterliche Winde, so dass wir mit „Schmetterling“ –bzw. engl. „goosewings“- Besegelung einen ganzen Tag komfortabel unterwegs waren.Wir fühlten uns wie auf einer Atlantiküberquerung mit Passatwind.Das war insgesamt recht entspannend bis der Nebel kam. Zum Glück hatten wir zu dem Zeitpunkt unseren Bohrinselslalom schon hinter uns. Mit dem Nebel flaute auch der Wind ab, und so schob uns unser eisernes Segel (Motor) durch die zweite Nacht.
Nebelfahrten sind nicht immer lustig. Man sieht nichts, kann aber auf dem Radar und dem AIS die meisten Schiffe sehen, die sich in der Umgebung befinden. Über eine Stunde lieferte sich Sylvia mit einem großen Frachtschiff ein Rennen. Der Frachter kam immer näher, bis Sylvia sogar den Diesel riechen konnte, ihn aber nie zu Gesicht bekam. Dieser fuhr dann endlich, nachdem er ca. 10 Mal seinen Kurs geändert hatte (sieht man auf dem AIS), vor uns vorbei.Henning schlief währenddessen süß in seiner Koje.Vier Stunden vor unserem Ziel lichtete sich der Nebel und der Wind frischte auf. Wie zu Beginn der Überfahrt konnten wir gegen Ende mit voller Fahrt auf den Hafen zusteuern… bis uns wieder die Nebelbänke einholten.Die Hafeneinfahrt war dann noch einmal spannend, der Schiffsverkehr nahm zu, wir wurden von einem den Hafen verlassenden Frachter angefunkt, wie wir am besten aneinander vorbei kommen, die harbourcontrol fragte an, ob wir Radar hätten, um in den Hafen reinzufahren und erteilte uns schließlich die Erlaubnis einzufahren.Kurz vor der Hafeneinfahrt (ca. 200m) lichtete sich der Nebel nochmals und wir konnten die Hafenmauern sowie die großen Frachtschiffe und Versorgungsschiffe für die Bohrinseln ausmachen.
Sicher festgemacht, wollten wir eigentlich nach einem kleinen Snack in die Koje fallen, doch es kam anders: nette englische Segler, mit Hund lagen neben uns und bei der einen oder anderen Flasche Wein wurden Erfahrungen und Tips für die jeweilige Weiterreise ausgetauscht. So war dies nicht nur nett, sondern auch immens wertvoll, insbesondere für unsere Weiterreise in den Neukaledonischen Kanal.Dass es ganz schön schwer sein kann, einen Pub für das Abendessen zu finden, merkten wir bei der Erkundung von PeterheadWir sind sehr dankbar für alle, die an uns gedacht und auch gebetet haben.
Die nächsten Tage sind starke Winde und ekliges Wetter vorhergesagt, so dass eine Entscheidung ansteht, wann wir uns nach Inverness aufmachen, wo auch unser Motor, der zwar tapfer durchgehalten hat , aber immer noch so durstig nach Kühlwasser ist, wie ein Schotte nach Whiskey, noch eine letzte Chance bei einer „Entziehungskur“ bekommen soll.
10 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
So schoen! Die Kinder haben sich über die Delphine gefreut – ich mich auch.
Ihr kommt gut voran! Weiterhin viel Spass beim Zusammensein und Segeln!
Strahlt weiter! 🙂
glad to hear! We plan to cross in the next days an area which is famous for the observation of bottlenose dolphins on our way to Inverness … will let you know 🙂
Hallo Henning, liebe Frau Franke,
was für wunderschöne Bilder, ich beneide Euch sehr! Dieser wahnsinnig tolle Blick über das Meer ist einfach herrlich. Genießt jeden Moment den ihr einfangen könnt! Dafür genießen wir Eure Bilder und träumen mit euch!
Liebe Grüße vom Festland
Andrea
Liebe Andrea,
ja, das Meer ist echt faszinierend. Immer anders, mal sanft, mal rau, mal stürmisch, mal flach wie ein Ententeich. Und besonders schön ist, wenn die Delphinchen ums Boot spielen.
Liebe Grüße an das „Zweiflüsseland“
Henning und Sylvia
Hallo Sylvia und Henning! Wir sind gerade bei Kidds zu Besuch und haben dein Blog gelesen! Wir senden ganz liebe Grüsse an Euch dort in Schottland. Larissa und Christian Ogi!!
Hi auch von uns!! Euer Blog wird sogar von Menschen aus der Schweiz gelesen 🙂
Toll, wir haben erst die letzten Tage an Euch gedacht. Schön von Euch zu hören und herzliche Grüße zurück vom Meer in die Berge
Liebe Sylvia, lieber Henning,
Eure Seite ist sehr schön und die Einträge, Bilder und Videos einfach super spannend und eindrucksvoll. Ich bewundere Euren Mut, ist gar nicht so ohne bei schlechter Sicht in der Ecke des Meeres unterwegs zu sein und wir kennen ja das nur mit einem grossen Schiff.
Ich wünsche Euch weiter viel Glück und einen braven Motor, wenn Ihr ihn braucht.
Passt auf Euch auf, Liebe Grüße Stefan.
Lieber Stefan,
das freut uns und wir haben einen Heidenrespekt vor dem Meer, und noch mehr vor der Küste mit den Tiden und Strömungen und all ihren lokalen Besonderheiten. Aber überall trifft man nette Leute, die einem gute Tipps geben. Insbesondere die Seglercommunity ist sehr hilfsbereit und kommunikativ. Man ist, so wie wir reisen, halt auch sehr nah an den Elementen, aber kommt auch sehr leicht in Kontakt.
Liebe Grüße
Henning und Sylvies
Hallo Sylvia und Henning, wir haben das ja noch vor uns. Ist wirklich spannend zu sehen, wie ein uns bekanntes Paar den (fast) identischen Törn ein Jahr vorher absolviert. Wir sind wegen der Gezeiten und Tiden im letzten Winter sogar noch mal extra auf die Schulbank gegangen, soviel Respekt haben wir davor. Aber ich denke mir, wenn man erst mal vor Ort ist, ist es gar nicht so kompliziert wie das in der Schulung immer aussieht. Ich freue mich erst mal besonders auf die norwegische Küste. Und dann, ja, natürlich, auf die Überfahrt nach Schottland. Wobei wir ja weiter nördlich rein kommen wollen, zu den Orkneys. Aber sagt mal, was ganz profanes: die Nachtwache am Steuer kann ich mir gut vorstellen. Aber wie ruht man denn bei voller Fahrt? Kriegt man überhaupt ein Auge zu? Meine letzte Nachtfahrt liegt viele Jahre zurück, ich kann mich gar nicht mehr erinnern. Ich glaube, ich musste mich um unsere jüngere Tochter kümmern, der es fortwährend übel war. Und als der Mond aufging, war echt Alarm an Bord, weil niemand sich das so vorgestellt hat auf offener See.
Eure Site ist sehr reichhaltig, hat ja anscheinend „qn“, also ein Profi gemacht (oder zumindest Semi-Profi). Aber trotzdem muss man sie bedienen können. Muss ich mich also langsam in WordPress einarbeiten.
Liebe Grüße aus Krefeld. Unser nächster Törn ist die Überführungsfahrt nach Kiel. Darauf freuen wir uns jetzt. Noch gut 14 Tage.
Alles Gute für Euch, bleibt respektvoll und achtsam — der Uli
Liebe Renate, lieber Uli,
so schön, von Euch zu hören… ja das mit dem Tidenrevier ist schon etwas tricky… aber wenn man einmal die Tabellen studiert hat und vor Ort ist kriegt man das ganz gut hin. Es ist nicht nur die Tide… manche Häfen sind nicht immer so tief wie angegeben… Versanden und dann stehen wir z. Bsp. auf unseren beiden Kielen (in Lossiemouth), was ja nicht schlimm ist, da wir für das Trockenfallen gebaut sind und der Grund dort fein sandig schlickig ist. Ja, unsere website ist mithilfe eines Freundes, der das professionell macht, entstanden. Das war äußerst hilfreich.
Für die Nachtfahrten ist es u. Erachtens nicht nur wichtig, dass es nicht zuviel oder zuwenig Wind gibt, sondern auch die Wellenhöhe und Frequenz. Wir hatten von Norwegen nach Schottland eine sehr ruhige Überfahrt mit teilweise sehr wenig Wind, aber schlafen konnten wir zwischendurch sehr gut. Wir wünschen Euch eine gute Saison und gute Vorbereitung für Eure große Fahrt! Liebe Grüße
Sylvia & Henning