Kykladen und Peleponnes im Winter

Noch im Dunkeln bei leichtem Nieselregen warfen wir die Leinen auf Patmos los, um mit einem schönen Nordwestwind noch bei Tageslicht auf der kleinen Kykladeninsel Koufonisia anzukommen. Dort wollten wir die nächsten drei Tage Schutz vor den ungemütlichen Winden mit Sturmstärke suchen. Aber als wir in den kleinen neuen Hafen im Süden der Insel einfuhren, machten wir lange Gesichter: alles war grosszügig mit lokalen Booten belegt. Doch dann kam Costas den Berg herab geeilt. Costas parkte kurzerhand zwei Fischerboote um und flugs gab es eine Lücke, wo die „Amazing Grace“ gerade so reinpasste. Costas ist der Chef vom Hafen. Er ist ca 70 Jahre alt und besitzt fünf Ausflugsboote, mit denen er im Winter auch mal als Taxiboot nach Naxos fährt. Danke Costas!

Kurz konnten wir noch durchs Dörfchen laufen. Dann wurde es ungemütlich und blieb auch die nächsten drei Tage so. Viel Schwell stand in den Hafen und in den Böen gab es Schräglage … .

Mit der restlichen frischen Brise machten wir dann einen großen Schlag nach Westen zu unserer Lieblingsinsel Sifnos. Drei Stunden begleitete uns dabei eine Schule großer Delfine. Sie trieben ihr Spiel in der Bugwelle, schubsten sich immer wieder weg und lugten ab und zu neugierig zu uns nach oben. So lange haben wir das noch nie erlebt. Die mussten auf totalem „Segelboot-Entzug“ gewesen sein. Wahrscheinlich war monatelang keines durchgekommen. Wer segelt auch schon im Winter hier?

Gleich am nächsten Morgen ging es nach Milos, um von dort dann tags drauf um 4:00 früh den Sprung an den Peloponnes zu machen. Warum die Eile? Inzwischen haben wir das Wetter im Winter in der Ägäis ganz gut kennengelernt: alle paar Tage pfeift es kräftig aus einer Richtung, so dass man einfach gut beraten ist, eine Gelegenheit zu nutzen, um voran zu kommen. Sonst muss man ggfs 2 Wochen warten.

Die Überfahrt zum Festland war dann eher unspektakulär. Interessant wurde es, als wir uns einem Schiess-Übungs-Gebiet der NATO näherten, wo sich gerade ein Flugzeugträger in Stellung gebracht hatte. Da machten wir doch lieber einen Bogen drum herum. 

Statt im schönen Monemvasia nach einem Hafenplatz zu schauen, ankerten wir lieber näher am östlichsten Kap des Peleponnes, um es am nächsten Morgen noch im Dunkeln zu passieren. Und weil es so gut  lief, nahmen wir auch gleich noch das zweite Kap mit und fuhren die knapp 90 Seemeilen bis zur Marina von Kalamata durch. Uff! 

Kalamata lud zum Bleiben ein. Wir konnten wegen ungünstiger Winde einige Tage sowieso nicht weiter nach Westen. Am Sonntag stiegen an der ganzen Küste unzählige Drachen in die Lüfte. Es war Beginn der Fastenzeit und das ist da wohl Tradition. Unsere Bordräder kamen aus dem Verschlag und wir genossen die gut ausgebauten Fahrradwege, die Tavernen und die Markthalle mit dem leckeren Obst und Gemüse. Ein echtes Highlight war der Besuch des antiken Messini. Wir waren fast alleine in dieser grossartigen antiken Stätte, die u.E. dem bekannten Olympia kaum nachsteht. 

Nach vier Tagen kam die Gelegenheit ums letzte Kap zu segeln. Dafür standen wir doch gerne mal wieder im Dunkeln auf, liessen das schöne Methoni und den riesigen Naturhafen von Pylos steuerbords und machten gegen Abend in Kiparissia fest. In dem Hafen wurde, wie im Herbst, immer noch gebaut. Ein Schlepper zog einen Baggerkran mit riesigen Betonblöcken von einer Ecke in die andere. Sonst war wenig los. Auch hier waren wir das einzige Segelboot. Von dort ist es nur noch ein großer Schlag bis nach Zakynthos, einer ionischen Insel. Es war in den letzten Tagen  richtig kalt geworden. Auf den Bergen lag überall Schnee.

Unser Fazit von diesem Teil der Reise: Herausfordernder und kälter als wir gedacht hätten. Viele Wachen verbrachten wir im kuscheligen Decksalon und trotzten so der Kälte und der Nässe. Wir waren beeindruckt von der Natur. Es ist um diese Zeit aber auch recht einsam auf See. 

Jetzt freuen wir uns darauf, ein paar Wochen in den ionischen Inseln herum zu bummeln und hoffen darauf, dass es bald wärmer wird.

Leave a Comment